NEUE GRÜNEN-SPITZE
: Mehr Streit tut gut

Irmgard Franke-Dressler erklärt bei ihrer Kandidatur, dass die Partei keine „weichgespülten Vorsitzenden“ braucht. Die Parteilinke Barbara Oesterheld ermahnt bei ihrer Vorstellung die eigenen Funktionsträger, sich an die Beschlüsse der Basis zu halten. Noch nicht einmal im Amt, versprechen die beiden neuen Parteivorsitzenden der Grünen vor allem eins: mehr innerparteilichen Biss.

KOMMENTAR VON FELIX LEE

Damit vollzieht sich an der Parteispitze, was in der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus bereits Einzug gehalten hat: eine neue Streitkultur. Einige in der Fraktion mögen es lästig finden. Aber egal, ob bei Plänen einer schwarz-grünen Oppositionsstrategie, beim Streit, in welcher Form die Gemeinschaftsschule eingeführt wird oder wie viel Privatisierung Berlin noch verkraften kann – die innerfraktionellen Reibereien haben allzu eifrige Alleingänge verhindert. Das zahlt sich aus. Immerhin bescheinigen andere Parteien den Grünen gute Oppositionsarbeit.

Das Harmoniebedürfnis des bisherigen Landesvorstands in Ehren – doch innerparteilichen Konflikten auszuweichen mit dem Argument, die Geschlossenheit des Landesverbands nicht zu gefährden, hat Gremienarbeit zuletzt so unattraktiv gemacht, dass sich kaum BewerberInnen fanden.

Dass die Parteilinke Oesterheld im ersten Wahlgang gar einige Stimmen mehr abbekam als ihre künftige Partnerin aus Steglitz-Zehlendorf, ist vielleicht dem geschuldet, dass sie noch klarer für streitbare Positionen steht. Die kämpferischen Töne der beiden neuen Parteivorsitzenden erfrischt. Sie stehen für eine parteiinterne Streitkultur, von denen sich die anderen Parteien einiges abgucken können. Besonders die alles abnickende Basis der PDS.

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