KLONFORSCHER
: Nur ein simpler Rechenfehler

Spätestens seit dem Betrugsskandal um den Klonforscher Hwang Woo Suk ist bekannt, dass Erfolgsmeldungen, die mit dem Klonen von Säugern zu tun haben, mit Vorsicht zu betrachten sind – vor allem wenn die Studien aus Südkorea kommen. Das dachte sich wohl auch die Seouler Nationaluniversität, nachdem einer ihrer Forscherstars vor zwei Wochen bekannt gab, dass es seiner Gruppe gelungen sei, erstmals zwei Wölfe zu klonen. Die Klonwölfe waren schon fast anderthalb Jahre alt, als der Tiermediziner Lee Byeong Chun die Resultate in der Fachzeitschrift Cloning and Stem Cells veröffentlichte. Die Nationaluniversität kündigte auch sofort an, dass sie die Studie überprüfen werde. Ein Sprecher sagte, es bestehe Verdacht der Datenmanipulation. Unter anderem soll Lee Byeong Chun eine weitaus höhere Erfolgsquote angegeben haben, als bei dem Klonexperimenten tatsächlich erreicht worden ist. Noch bevor das Untersuchungsergebnis überhaupt vorlag, räumte jetzt Lee Byeong Chun ein, dass er in der Publikation der Studie falsche Zahlen veröffentlicht habe. Dies sei jedoch nicht mit Absicht geschehen, verteidigte sich der Forscher. „Es war ein simpler Rechenfehler.“ Lee habe bereits die Fachzeitschrift um eine Korrektur gebeten, gab ein Sprecher der Nationaluniversität bekannt. Auch wenn es nur einfach eine Verwechslung war, Misstrauen ist angebracht. Denn schließlich hat Lee Byeong Chun schon seine Erfahrungen mit Datenfälschungen. Er gehörte zu dem Team des Klonfälschers Hwang Woo Suk.

WOLFGANG LÖHR