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: „Mehr Deutsche auf die Felder“

taz: Herr Menzerath, wegen des milden Wetters fängt die Spargelsaison dieses Jahr früher an. Wie viele Spargelstecher konnten sie den schon vermitteln?

Uwe Menzerath: Bisher waren das 86 Saisonarbeiter. Die meisten Spargelbauern haben aber noch gar nicht mit dem Stechen angefangen, sondern beginnen wie üblich Ende April.

Wie viel verdient ein Spargelstecher pro Tag?

Der Stundenlohn beträgt rund 3,80 Euro. Aber dazu kommt natürlich das, was er durch seine Leistung verdient. Auf dem Feld gelten die Regeln der Akkord-Arbeit: Wer viel arbeitet, der verdient auch viel. Ich weiß aber wirklich nicht, wie hoch der durchschnittliche Tageslohn eines Spargelstechers ist.

Seit 2006 kommen weniger polnische Saisonarbeiter. Die meisten von ihnen müssen fast 30 Prozent Sozialabgaben zahlen, die Arbeitgeber 20 Prozent an den polnischen Staat abführen. Sind dadurch deutsche Arbeitnehmer als Spargelstecher wieder mehr gefragt?

Wir sensibilisieren die Arbeitgeber schon in diese Richtung. Vor fünf Wochen gab es zum Beispiel Gespräche zwischen uns und den Spargelbauern. Diese führten zu dem Ergebnis, dass nun auch die deutschen Arbeitnehmer in den Unterkünften der Spargelstecher vor Ort übernachten können. Wir haben den Bauern klargemacht, dass dieser Bedarf auch für Arbeitskräfte aus Deutschland besteht – wegen der oft langen Anfahrtswege auf die Felder.

Hartz-IV-Empfängern wird die Unterstützung seit 2006 um 30 Prozent gekürzt, wenn sie die Arbeit auf dem Spargelfeld verweigern.

Ja, das stimmt. Es gibt Sanktionen bei einer Arbeitsverweigerung.

Dann ist das also die Strategie? Polnischen Arbeitern die Arbeit weniger attraktiv zu machen, damit es mehr Platz auf den Feldern für deutsche Arbeitslose gibt?

Dazu kann ich nur sagen: Die deutsche Regierung und damit auch die Arbeitsagenturen sind natürlich bestrebt, deutschen Arbeitern eine Beschäftigung anzubieten.

Bekommen die deutschen Spargelstecher dann weniger als ein Hartz-IV-Empfänger?

Es gibt eine Saison-Aufwandsentschädigung, die diese mögliche Differenz ausgleichen soll – 18 Euro pro Tag.INTERVIEW: KATHRIN SCHRECK

Uwe Menzerath (45) ist seit 1998 Teamleiter für Arbeitsgenehmigungsverfahren bei der Agentur für Arbeit in Potsdam