Alternative zur Stadtautobahn: A 100-Gegner schlagen Mittelweg vor

Die Kritiker der Stadtautobahnverlängerung in Treptow wollen nicht destruktiv erscheinen. Sie stellen ein eigenes Verkehrskonzept vor. Demnach könnte eine Straße die Autobahn ersetzen. Vor allem vor Gericht sollen die Pläne helfen.

Man kann eine neue Straße bauen, ohne dass Häuser abgerissen werden müssen, ohne dass der S-Bahn-Verkehr über Wochen stillsteht und ohne dass Anwohner plötzlich das Gefühl haben, an einer Hauptverkehrsachse zu leben - und natürlich, ohne dass der Senat sich mit einer Welle von Klagen von Anwohnern, Naturschützern und Eigentümern konfrontiert sieht. Das ist das Ziel der Planungsgruppe "Keine Stadtautobahn über die Beermannstraße". Am Montag hat die Gruppe, bestehend aus einem Architekten und mehreren Stadt- und Bahnplanern, als Alternative zur geplanten Verlängerung der A 100 in Treptow eine sogenannte Stadtstraße vorgeschlagen - eine normale Straße, keine Autobahn.

An dem Konzept haben vier Fachleute zwei Monate lang gearbeitet. Von der Straße Am Treptower Park soll die Stadtstraße mit zwei Spuren pro Richtung starten, ein Stück parallel zur Ringbahn verlaufen und an der Sonnenallee enden.

Auch über die Umleitung der betroffenen S-Bahn-Linien haben sich die Planer Gedanken gemacht: Während sich der Bahnhof Ostkreuz im Bau befinde, werde die Fernbahntrasse nicht genutzt. Dorthin sollen - so die Idee der Autobahngegner - die S-Bahn-Linien 8, 9 und 85 umgeleitet werden. Die Ringbahn soll während der Bauphase auf eine provisorische Trasse ausweichen. "Wir rechnen mit sechs Wochenendsperrungen", erklärte Bahnplaner Gerd Piehl. Die Verlängerung der A 100 hätte größere Auswirkungen: Der Senat gehe von sechs Wochen und 40 Wochenenden aus, an denen die S-Bahn-Strecke gesperrt werden solle.

Ihre Ideen haben die Planer in detaillierten Karten festgehalten, die die Straßen- und Trassenverläufe zeigen. Querschnittszeichnungen verdeutlichen, wie Ringbahn, S-Bahn und Stadtstraße zwischen die Bahndämme passen sollen. "Seit dem Jahr 2000 geht der Verkehr in Berlin zurück. Das ignoriert der Senat", kritisierte Architekt Norbert Rheinlaender, der federführend an den Planungen beteiligt war. Daher seien nur andere Autobahnführungen geprüft worden, nicht aber eine Stadtstraße, wie sie die Planungsgruppe vorschlägt. Die A 100-Gegner hoffen, dass die Richter, die über die Klagen gegen die Autobahn zu entscheiden haben, das berücksichtigen. Dass die A 100 vor Gericht landen wird, steht für sie fest. Die Gruppe sieht ihren Vorschlag vor allem als Argument für Einwendungen und Klagen.

Für die bleibt allerdings nicht mehr viel Zeit: Wer einmal klagen will, muss zuvor einen Einwand gegen das Projekt eingereicht haben. Noch bis zum 23. April ist das möglich, dann endet die Einspruchsfrist. Die Planungsunterlagen liegen nur noch bis Donnerstag aus.

Einen Nachteil sehen auch die Autobahngegner bei ihren Planungen: Während beim Bau einer Autobahn der Großteil der Kosten vom Bund übernommen wird, ist das bei einer Stadtstraße nicht der Fall. Doch hier hoffen sie auf eine "politische Lösung". So könnte sich der Bund freiwillig bereit erklären, auch bei dem Bau einer Stadtstraße einen Teil der Kosten zu übernehmen.

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