Berliner Schlossdebatte: Das konkrete Multifunktionshaus

"Werkstatt des Wissens" und Mitmachangebote für Touristen: Das Humboldt-Forum beschäftigt den Kulturausschuss

Nostalgiebau, Wunderkammer oder Luftschloss: Das geplante Humboldt-Forum auf dem Schlossplatz ist das meist diskutierte Bauvorhaben Berlins. Über seine Gestalt wurde viel gestritten, seit März läuft der Architekturwettbewerb. Darüber hinaus ist, sechs Jahre nach dem Bundestagsbeschluss zu Wiederaufbau und Verwendung, wenig Inhaltliches über das Haus bekannt: Ein "internationales Forum der Kunst, Kultur und Wissenschaft" soll es werden mit den außereuropäischen Museumssammlungen, Forschungsbereichen der Humboldt-Uni und der Zentral- und Landesbibliothek. Aber was heißt das konkret?

Antworten darauf sollen am Montag Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und der neue Direktor der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, im Kulturausschuss geben. Anwesend waren auch Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung - auch sie hatten Klärungsbedarf. Denn für die Öffentlichkeit mögen sich Phrasen wie die des verantwortlichen Bundesbauministers Wolfgang Tiefensee (SPD) vom "Schaufenster des Weltwissens" toll anhören. Aber angesichts des für 2010 anvisierten Baubeginns und 552 Millionen Euro Kosten wollten es die Abgeordneten genauer haben. Besonders die Klammer, die Bibliothek, Uni und Museum verbinden soll, trieb viele um: Was haben Volksbildung, Forschung und Völkerkunde miteinander zu tun?

Kulturelle Bildung im Geiste der Brüder Humboldt, lautete die Antwort Parzingers. Er wolle ein Haus, in dem sich Alexander mit Wilhelm, Bibliotheksnutzer mit Touristen und Museumsgängern mischten. Die "Agora", ein überdachter Eingangs- und Veranstaltungsbereich, soll mit außereuropäischer Gegenwartskunst Besucher ins Haus locken. In den "Werkstätten des Wissens", einer Kooperation zwischen Stiftung, Humboldt-Uni und Bibliothek, soll Spitzenforschung mit Mitmachangeboten für Besucher kombiniert werden. Herzstück der Ausstellung soll die nach Kontinenten geordnete "Galerie der Weltkunst" werden. Im Dachgeschoss sollen Sonderausstellungen "große Themen der Menschheit" behandeln.

So eloquent war Parzingers Darstellung, dass man sich das Haus bildlich vorstellen konnte. Gleich am Montag werde man sich mit Uni und Bibliothek besprechen, bis Ende Juli Konzepte für einzelne Sammlungsbereiche entwickeln, so Parzinger. Auch Senatsbaudirektorin Lüscher wartete mit guten Nachrichten auf: Die 30 bis 40 Architekten, die am 13. Juni in die zweite Wettbewerbsstufe träten, seien angehalten, sich um Fragen wie eine U-Bahn-Anbindung und die Gestaltung der Platzumgebung zu kümmern. Wer mehr darüber wissen wollte, wurde am Montag aber enttäuscht: Das verantwortliche Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung war dem Lokaltermin ferngeblieben.

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