Selbsthilfe: Die Berliner machen selbst mobil

Der BVG-Streik schafft überraschende Wendungen: Die Senatsverwaltung ruft zum City-Trampen auf, Elternvertreter fordern schulfrei, und alternative Fahrradselbsthilfewerkstätten erleben einen Zulauf.

Bisher reagierten die Berliner relativ gelassen auf den größten Streik im öffentlichen Nahverkehr seit 16 Jahren. Bis auf ein paar Beschwerden über mehr Staus während des Berufsverkehr ist es auch nach fünf Tagen Totalausfall bei der BVG bisher zu keinem nennenswerten Massenaufschrei gekommen.

Das wird wohl auch in den kommenden Tagen so bleiben. Zumal der für den heutigen Montag angedrohte Bahn-Streik, der in Berlin auch den S-Bahn-Verkehr lahmgelegt hätte, am Sonntagnachmittag abgewendet werden konnte. Zwar bleibt es zunächst beim Notfahrplan, den die Bahnleitung erstellt hatte; die S-Bahn-Züge fahren alle 60 Minuten, die Ringbahn im 30-Minuten-Takt. Doch wie ein Sprecher versicherte, könnten bei den S-Bahnen im Lauf des Tages schnell wieder "normale Zustände" möglich sein.

Außerdem scheinen sich die Berliner zu wahren Improvisationskünstlern zu mausern. Da ist zum einen der Senat: Er übernimmt eine Idee, die in den vergangenen Tagen ohnehin vielfach praktiziert wurde: City-Trampen. Zusammen mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Internet eine Mitfahrkampagne für den Weg zur Arbeit gestartet. Unter dem Motto "Gemeinsam unterwegs" werden Autofahrer aufgefordert, Mitfahrgelegenheiten anzubieten. So kann auf den Internetseiten des Verkehrsverbundes ein entsprechendes Logo heruntergeladen und das Fahrziel eingetragen werden. Im Straßenverkehr könne man mit einem solchen Schild dann besser auf sich aufmerksam machen.

Während der sonst übliche Konsumrausch rund um den Kurfürstendamm und den Alex am Samstag eher mau ausfiel, gibt es seit einigen Tagen einen auffallend großen Run auf Fahrradläden. Besonders alternative Fahrradläden wie die "Radspannerei" in der Kreuzberger Admiralstraße erfreuen sich großer Beliebtheit - bekommt der streikgeplagte "Umsattler" hier nicht nur günstige Ersatzteile, um sein Rad wieder straßentauglich zu bekommen. Er kann sein Rad auch selbst reparieren und wird dabei auch beraten.

Der Landeselternausschuss hat unterdessen gefordert, während der Streikaktionen die Schulpflicht aufzuheben. Die Schulverwaltung hat diese Forderung aber zurückgewiesen. "Nur in Extremfällen könnten die Eltern entscheiden, dass ihre Kinder zu Hause bleiben", heißt es aus der Bildungsverwaltung.

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