Umwelt: Frisches Wasser für die Spree

Nach Gewittern fließt oft ungeklärtes Wasser in die Spree, da die Auffangbecken der Kanalisation überlaufen. Ein Steuerungssystem soll das verhindern. Baden sollte man in dem Fluss dennoch nicht.

Wenn es in Spandau wie aus Eimern regnet, aber in Neukölln die Wäsche trocken bleibt, hatten die Klärwerke an Spree und Havel ein Problem: Die Wassermassen konnten von ihnen nicht mehr bewältigt werden, und das Dreckwasser lief in die Gewässer. Um das zu verhindern, haben die Berliner Wasserbetriebe von 2001 bis 2008 "Lisa" gebaut, ein neues elektronisches Abwasserleitsystem. Damit können sie alle 148 Pumpwerke und 52 Regenbecken in ihrem Bereich beobachten und kontrollieren.

Bisher gelangte der Regen in die Kanalisation und wurde über Abwasserpumpen in das nächstgelegene Klärwerk geleitet. Bei starkem Regen drohten die Abwasserbecken allerdings in die Gewässer überzulaufen. Die Mikroorganismen in den Klärwerken hatten deswegen nicht genügend Zeit, das Wasser zu reinigen. Grund war meist, dass die Berliner Wasserbetriebe das Wasser nicht schnell genug in andere, weniger stark ausgelastete Becken umleiten konnten und die dreckige Brühe so in die Spree floss.

"Lisa", das neue Leitsystem in der Zentrale der Berliner Wasserbetriebe, soll die Lösung dafür sein. Wenn ein Klärwerk überzulaufen droht, wird mithilfe des Systems die Richtung der Pumpwerke geändert und das Wasser umgeleitet. "Mit ,Lisa' können wir jetzt die Abwasserströme der Stadt individuell verändern", erklärt Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe.

Das ist auch nötig, denn die Wasserqualität der Spree ist momentan noch sehr schlecht. "Das Spreewasser entspricht nicht den Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinien, und baden kann man dort auf keinen Fall", berichtet Winfried Lücking, Gewässerreferent beim Umweltschutzverband BUND. Laut diesen Richtlinien sollen alle europäischen Gewässer bis 2015 eine einheitlich gute Qualität haben. Bis dahin ist es - zumindest was die Spree betrifft - aber noch ein weiter Weg.

Überlaufende Klärwerke sind jedoch nicht der einzige Grund für die schlechte Wasserqualität. Erschwerend kommt die geringe Fließgeschwindigkeit des Spreewassers hinzu, die bei durchschnittlich 50 Zentimetern pro Sekunde liegt. Die Gründe dafür sind das niedrige Gefälle des Bodens und das dadurch oftmals rückgestaute Wasser. Die geringe Bewegung des Wassers führt dazu, dass sich ungewöhnlich viele Nährstoffe an einer Stelle sammeln und nicht abgebaut werden können. "Das Problem besteht besonders im Sommer, da hier durch die Wärme zusätzlich noch relativ wenig Wasser in der Spree ist", sagt Marie-Luise Dittmar, Sprecherin des Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz. Das überlaufende Dreckwasser aus den Klärwerken verschärfte - etwa nach einem heftigen Gewitterregen - bisher die Situation noch.

"Lisa" hat die Berliner Wasserbetriebe rund 65 Millionen Euro gekostet. Durch "sie" ist nur noch einen Knopfdruck nötig, um das Wasser in ein freies Klärwerk umzuleiten. Dadurch sollen 20 Prozent weniger Schmutzwasser in die Spree fließen. Dennoch sei das neue Leitsystem kein Allheilmittel. "Es gab ja das Gerücht, nun könne man bald wieder in der Spree baden. Das könnte frühestens in 15 Jahren so weit sein und auch nur dann, wenn noch mehr Maßnamen ergriffen werden", sagt Sprecher Natz.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.