Kommentar zum Gasgeschäft: Für das Land lohnt sich die Gasag

Profitmaximierer oder die öffentliche Hand? Unternehmen der Daseinsvorsorge wie die Gasag sollten besser im Besitz von letzterer sein.

500 Millionen Euro soll er wohl kosten - der Anteil an der Gasag, den das Land Berlin möglicherweise kaufen will. 500 Millionen Euro für einen Anteil von knapp einem Drittel an einem Unternehmen, dessen Verkauf vor gut zehn Jahren 1,2 Milliarden brachte. Daran sieht man: Heute ist die Gasag etwa 1,5 Milliarden wert, deutlich mehr als vor zehn Jahren. Und: Alles spricht dafür, dass der Wert des Unternehmens weiter steigt. Denn Energierversorger sind Goldesel für ihre Besitzer, vor allem wenn es sich um ehemaligen Monopolisten wie die Gasag handelt. Schon deshalb wäre ein Wiedereinstieg des Landes sinnvoll - auch wenn Berlin derzeit klamm ist.

Auf die Dauer nämlich wird Berlin durch die Rekommunalisierung mehrfach profitieren: Erstens gewinnt langfristig der Landeshaushalt, der einen Teil der künftigen Gasag-Gewinne einbehält. Zweitens kann das Land als Teilbesitzer die Preispolitik des Gasversorgers mitbestimmen - und so die Balance zwischen einem angemessenen Gewinn und bezahlbaren Energiekosten wahren; die Gaspreise werden nämlich in Zukunft weitersteigen. Und drittens kann das Land Berlin als Miteigentümer auch energiepolitisch Weichen im Unternehmen stellen. Sei es durch Initiativen zum Energiesparen oder durch Versuche, fossiles Erdgas durch regeneratives Biogas zu ersetzen.

Der Besitzer bestimmt, wo es langgeht. Deshalb wäre es gut, wenn Berlin den neoliberalen Irrglauben der 90er-Jahre abstreift und sich wieder bei der Gasag engagiert. Unternehmen der Daseinsvorsorge gehören in die öffentliche Hand - nicht in die der Profitmaximierer.

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Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

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