Randale hinter Gittern: Jungknackis wollen Hitzefrei

15 jugendliche Häftlinge zerlegen während einer Gefängnisrevolte ihre Zellen. Senatorin meint: Das Wetter könnte schuld an der Randale sein.

Hatten alle Hände voll zu tun, wieder Ruhe und Ordnung herzustellen. Justizvollzugsbeamte Bild: ap

Die Untersuchungshäftlinge im Gefängnis Kieferngrund in Tempelhof-Schöneberg haben am Samstagabend in ihren Zellen randaliert. 15 der Insassen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren zerstörten dabei ihr Mobiliar, einer legte sogar in seiner Zelle Feuer. Die anderen der 50 Insassen machten Lärm, um die Revolte zu unterstützen. Die Wärter riefen die Polizei zu Hilfe. Die führte die Anführer einzeln aus ihren Zellen ab und brachte sie in ein anderes Gefängnis. Es ist der erste Vorfall dieser Art in Berlin seit mindestens 15 Jahren.

Die Hintergründe der Revolte sind noch unklar. Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) sagte, am Samstag habe es schon Stunden vor dem Vorfall "Unruhe" unter den Häftlingen gegeben. Die Gründe dafür kenne sie allerdings nicht. Womöglich sei das am Samstag besonders heiße Wetter die Ursache.

Im Untersuchungshaftbereich des Gefängnisses Kieferngrund im äußersten Süden Berlins sind nach Angaben der Justizsenatorin Jugendliche untergebracht, die "es gewohnt sind, gegen alle Regeln zu verstoßen". Wer dort sitze, gegen den werde oft wegen Bandendiebstahls, schwerer Körperverletzung oder schweren Raubs ermittelt. Die Insassen hätten oft große Schwierigkeiten, sich an das neue, disziplinierte Leben in den 9,6 Quadratmeter großen Einzelzellen zu gewöhnen. Für sie sei es, als habe jemand "voll auf die Bremse getreten", sagte von der Aue.

Nach Angaben der Justizsenatorin beschädigte gegen 19.30 Uhr ein 17-Jähriger das Fenster seiner Zelle. Das Personal habe ihn daraufhin in einen anderen Raum gebraucht, was andere Jugendliche mitbekommen hätten. Diese begannen dann, ebenfalls in ihren Zellen zu randalieren: Sie zertrümmerten ihr Fenster und zerlegten Tisch, Bett oder Schrank. Gegen 20.30 Uhr zündete einer sogar Mobiliar an - womöglich mit einem Feuerzeug, das die Häftlinge haben dürfen, weil Rauchen in den Zellen erlaubt ist. Das Wachpersonal konnte das Feuer löschen.

Die Polizei rückte mit mehreren Mannschaftswagen an, um "die Rädelsführer von den anderen zu separieren", so von der Aue. 15 Jugendliche wurden in die Jugendstrafanstalt Plötzensee gebracht. Unter ihnen sollen auch Personen sein, die bei den Krawallen am 1. Mai in Kreuzberg verhaftet wurden. Gegen 22 Uhr habe sich die Situation wieder beruhigt. Von der Aue lobte die Wärter und die Polizei für ihr "professionelles Verhalten". Es wurde niemand verletzt. Die Ursache für den Aufstand müsse nun ermittelt werden, sagte die Justizsenatorin am Sonntag. "Ich kann mir vorstellen, dass die Hitze ein Grund ist."

Der innenpolitische Sprecher der Grünen, Benedikt Lux, fordert "mehr Hofgang bei Hitze". Entsprechend brauche es dann auch mehr Personal für die Aufsicht. "Gerade dann, wenn es heiß ist, kann man die Leute nicht ständig unter Verschluss lassen." Für ihn ist klar: "Bei einer Revolte muss das Personal durchgreifen." Die Insassen hätten sich damit "keinen Gefallen getan" - jetzt müssen sie mindestens noch mit einer zusätzlichen Strafe wegen Sachbeschädigung rechnen.

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