Kommentar zur Deutschen Oper: Kein guter Ton

Dem Opernhaus fehlt ein Profil, von Avantgarde ganz zu schweigen. Dabei ist das größte Problem gar nicht das finanzielle Defizit - sondern die innere Struktur und die künstlerische Leitung.

Die Deutsche Oper an der Bismarckstraße trudelt und trudelt und trudelt. Intendanten gingen, Generalmusikdirektoren ebenso. Neue kamen. Niemand kennt sie. Inszenierungen holpern, Sponsoren steigen aus, und das Geld wird knapp. Doch die Deutsche Oper braucht momentan noch mehr Mittel. 2008 wird sie mit einem Defizit von weit über 1 Million Euro abschließen - der Ausblick ungewiss. Doch das sind nicht die größten Sorgen.

Die wirklichen Probleme an der Bismarckstraße liegen in der inneren Struktur und der künstlerischen Leitung - und wie man mit dieser umgeht. Dass das Haus unterfinanziert ist, hört man an jedem Ton. Premieren mussten abgesagt werden, Aushilfen stemmen Ausführungen mit. Das Orchester kratzt. Darunter leiden der Ruf und das Niveau des einstmals ersten Hauses im Nachkriegsberlin.

Auch Kirsten Harms ist für das Opernhaus nicht jene Lichtgestalt, für die sich die Intendantin wohl selbst hält. Ihre eigenen Inszenierungen versprühen den Charme des Harmlosen. Den Anspruch, das moderne Haus in der Opernlandschaft der Stadt zu sein, löst sie nicht ein. Es fehlt ein Profil, von Avantgarde ganz zu schweigen. Dass aus dem künstlerischen Fundus das Defizit nicht ausgeglichen werden kann, scheint evident. Droht darum die Beschädigung der Oper?

Ja. Und der Schaden könnte noch größer werden, wenn die Politik sich ihrer Verantwortung für das Haus nicht bewusst wird. Statt hinter vorgehaltener Hand die Intendantin zu demontieren und neue Namen kursieren zu lassen, wäre es nötig, einmal Klartext zu reden. Wohin will das Haus? Welche Qualitäten hat es? Braucht es eine neue Leitung? Und was kostet es? Das sind Fragen, die jetzt beantwortet werden müssen. Sonst mündet das Defizit in einer Schließung.

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Rolf Lautenschläger hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Als Autor und seit 1993 als Redakteur der taz kümmert er sich intensiv und leidenschaftlich um die Themen Stadtplanung und Architektur alias Abriss und Aufbau.

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