Kommentar Raubkunst: Kein zweiter Kirchner

Die Erben des Welfenschatzes und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gefährden durch ihren Streit die Chance für einen Verbleib der Kunstschätze in Berlin.

Was man beim Streit um NS-Raubkunst alles falsch machen und - letztlich verlieren - kann, weiß man in Berlin seit dem Gezänk um Ernst Ludwig Kirchners "Straßenszene". Es wäre darum nur gut, wenn die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) aus dem "Fall Kirchner" gelernt hätte und sich zu keinem "Fall Welfenschatz" versteigt. Der Schaden wäre unermesslich.

Natürlich ist aufzuklären, wer Recht hat: Ist es die Stiftung, gehört der Welfenschatz zu ihr. Gehört er den Erben der jüdischen Kunsthändler, muss restituiert werden. Ganz einfach.

Zu klären ist aber auch, in welchem Ton das geschieht. Wenn gleich mit harten Bandagen angetreten wird - wie bei den Erben - und Grenzziehungen - wie bei der SPK - vorgenommen werden, gehen ein möglicher Konsens und die Chance für den Verbleib der Kunstschätze in Berlin schon verloren.

Wichtig ist vor allem, sich ernst zu nehmen. Die Stiftung verhält sich bei Restitutionsfällen beispielhaft. Unlängst hat sie dies erneut "zum zentralen Thema" erklärt und Geldmittel und Personal vom Bund dafür erhalten. Statt starre Fronten aufzubauen, ist es nun Aufgabe der SPK, die Provenienzrecherche zu unterstützen. Das gehört zu ihrer moralischen Pflicht und verhindert weitere "Kirchner-Fälle".

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Rolf Lautenschläger hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Als Autor und seit 1993 als Redakteur der taz kümmert er sich intensiv und leidenschaftlich um die Themen Stadtplanung und Architektur alias Abriss und Aufbau.

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