Kommentar Kirchenaustritte: Kirche wird ihr eigenes Opfer

Die Kirche kämofz für Religionsunterricht an Schulen - und verliert derweil Mitglieder.

Wer hätte gedacht, für wie viel Aufregung ein Thema wie der Religionsunterricht in einer Stadt wie dieser sorgen kann? Da gehört in Berlin nicht mal mehr jeder Dritte noch einer der christlichen Kirchen an. Dennoch wird über das Thema, ob Religion freiwilliges Unterrichtsfach bleiben oder Pflichtfach werden soll, so heftig diskutiert, als ginge es tatsächlich um die Freiheit. Und es sind es vor allem die Kirchen selbst, die mit solchen Parolen oder ihrer Unterstützung Öl ins Feuer der Debatte gießen.

Ob das wirklich klug überlegt war, wird sich zeigen. Dass die sowieso nicht geringe Zahl von Kirchenaustritten derzeit noch steigt, ist ein Hinweis darauf, dass viele Christen den Kampf der Kirchen nicht mittragen möchten. Deren Versuch, die Verankerung von Religion im Lehrplan der staatlichen - und damit zu religiöser Neutralität verpflichteten - Schulen als "Freiheit" zu verkaufen, erscheint offenbar auch Gläubigen, die die Trennung von Kirche und Staat akzeptieren, als zu rückwärtsgewandt. Dass nicht wenige Unterstützer von "Pro Reli" Kritik an ihrem Anliegen gerne als Kirchen- oder gar Religionsfeindlichkeit abtun, mag das Unbehagen und damit die Distanz noch verstärken.

So haben sich die Kirchen durch die Unterstützung der mit aggressiver Rethorik betriebenen "Pro Reli"-Kampagne selbst geschadet. Bei ihrem Versuch, sich als "Opfer" von Religionsfeindlichkeit zu inszenieren, sind sie zu Opfern geworden: allerdings zu ihren eigenen.

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