Geld für gute Zwecke: Lottogewinn wartet auf Abholer

Die Lottostiftung verteilte im letzten Jahr mehr als 70 Millionen Euro für den guten Zweck. Das Geld gibt es auch für Umweltprojekte - aber kaum jemand greift zu.

Ein Kreuz mehr würde dem Lottospieler mehr Mitsprache geben. Bild: AP, Daniel Roland

Umweltverbände lassen sich jedes Jahr Millionen Euro durch die Lappen gehen. Im vergangenen Jahr hat nur ein Verein aus diesem Bereich Unterstützung aus der Lottostiftung beantragt, im Jahr davor war es gar keiner. Das ergibt sich aus der am Samstag veröffentlichten Antwort auf eine kleine Anfrage des SPD-Umweltpolitikers Daniel Buchholz. Das Geld der Stiftung floss stattdessen an Sportvereine, Kulturprojekte oder Jugendfreizeiteinrichtungen. Buchholz fordert nun eine feste Quote für Umweltförderung. Die Lottostiftung meint: Wer keine Anträge stellt, bekommt auch kein Geld.

Im vergangenen Jahr haben die Berliner 269 Millionen Euro für Lotto, Glücksspirale oder Spiel 77 ausgegeben. Gut ein Viertel davon floss an die Lottostiftung. Die soll das Geld laut Lottogesetz für "soziale, karitative, dem Umweltschutz dienliche, kulturelle, staatsbürgerliche, jugendfördernde und sportliche Vorhaben" ausgeben. Die Sportverbände, Kultureinrichtungen und Jugendprojekte schrieben 2008 rund 250 Anträge, etwa die Hälfte wurde angenommen. Für die Umwelt gab es dagegen nur 35 Anträge - seit 1996. "Man muss die Umweltverbände ermuntern, mehr Anträge zu stellen", sagt Wowereits Sprecher Richard Meng. "Die Zahl ist weit unter dem, was etwa aus der Kultur kommt."

Der Bund für Umwelt und Naturschutz etwa hat noch nie etwas beantragt. Geschäftsführer Andras Jarfe: "Ich habe vor ein paar Jahren mal in der Geschäftsstelle angerufen und mich erkundigt, aber die meinten, der Schwerpunkt der Förderung liege eher bei Kultur und Sport. Da haben wir es gelassen, schließlich macht so ein Antrag auch Arbeit." In der Tat: Man muss auf sechs Seiten erklären, was man mit dem Geld vorhat. Und in weiteren Anlagen die Finanzlage offenbaren: Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung, Vereinsregisterauszug, Wirtschaftsplan. Das alles "gelocht und sortiert".

Vor 13 Jahren hatte das Abgeordnetenhaus den Umweltschutz in das Gesetz eingefügt. Doch das Geld fließt nicht automatisch, sondern nur auf Antrag. Die Entscheidung trifft der Stiftungsrat, in dem die politische Elite der Stadt sitzt. Für den Senat ist dies der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linke) und Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD). Das Abgeordnetenhaus schickt die Fraktionsvorsitzenden Michael Müller (SPD), Frank Henkel (CDU) und Carola Bluhm (Linke).

Der SPD-Abgeordnete Buchholz plädiert für eine "verbindliche Umweltquote von mindestens 5 Prozent". Dann würden sich Umweltprojekte darauf verlassen können, dass auf jeden Fall auch Geld für ihre Vorhaben gibt. Und als Sofortmaßnahme solle der Stiftungsrat die Umweltanträge einfach wohlwollender prüfen als die anderen: "Es gilt der Auftrag im Gesetz, auch etwas für die Umwelt zu tun. Es kann nicht sein, dass die Stiftung dem in manchen Jahren überhaupt nicht nachkommt."

Der Verein "Naturschutzstation Malchow" hat in diesem Jahr den Aufwand gewagt - und das große Los gezogen. Jetzt erhält er 984.000 Euro für ein Süßwasseraquarium und eine Ausstellung. Den anderen Umweltprojekten rät Wowereit-Sprecher Meng: "Weiterprobieren und nicht nachgeben."

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