Kommentar: Mehr Mut zur Kandidatur

Den Grünen täte es gut, am ambitioniertem Vorhaben der bisherigen Landesvorsitzenden Oesterheld festzuhalten.

Wer hätte das gedacht: In der Fraktion im Abgeordnetenhaus wetteifern bei den Grünen 23 FachpolitikerInnen erfolgreich um eine profilierte Sachpolitik. Und es würde noch mehr Grüne geben, die das Zeug zu einem starken Berufspolitiker mitbrächten. An der Parteispitze wird ein Platz frei. Aber kaum einer will ihn besetzen. Wie bedauerlich.

Seit die Grünen auf den Oppositionsbänken sitzen - und das tun sie mit einem kurzen Intermezzo 2001 seit 17 Jahren -, war der Landesvorsitz nie sonderlich beliebt. Stachelige Oppositionsarbeit lässt sich von den Bänken im Abgeordnetenhaus eben besser betreiben als in einem Büro in einer tristen Ecke Kreuzbergs.

Es lag zwar stets im Ermessen der jeweiligen Landesvorsitzenden, ihr Amt auch entsprechend mit politischen Inhalten zu füllen. In den vergangenen Jahren war das Amt aber ein eher undankbarer Job. Der Vorstand hatte genug damit zu tun, die unterschiedlichen Strömungen zusammenzuhalten - was keine einfache Aufgabe ist.

Lange Zeit war der Berliner Landesverband links dominiert. Doch nicht zuletzt aufgrund des Zuzugs grüner Realos aus dem Westen der Republik wurden die Richtungskämpfe in den vergangenen Jahren immer heftiger geführt: Linke gegen Realos, häufig deckungsgleich mit Pankower gegen Kreuzberger.

Zugleich wuchs in der Basis der Wunsch, das politische Profil der Partei auch unabhängig von der Abgeordnetenhausfraktion zu schärfen. Gerade Barbara Oesterheld war dabei auf dem besten Weg. Umso schmerzvoller trifft ihr krankheitsbedingter Rücktritt die Partei. Den Grünen täte es gut, Oesterhelds ambitioniertes Vorhaben fortzuführen.

Wer von den Grünen vorhat, bei der turnusgemäßen Wahl 2009 anzutreten, sollte sich deswegen schon in diesem Jahr einen Ruck geben.

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