Maßnahmen gegen die Schweinegrippe: Senat auf Pandemie vorbereitet

Die Gesundheitsverwaltung hat einen Notfallplan, sollte sich das Virus ausbreiten. Im Extremfall wird mit bis zu einer Millionen Erkrankungen gerechnet. Derzeit sieht es aber nicht so aus.

Eine Impfung gibt es noch nicht - aber einen Pandemieplan. Bild: ap, Bernd Kammerer

Es könnte ganz übel kommen. Die Hälfte aller Berliner könnte sich mit dem Schweinegrippe-Virus infizieren, knapp eine Million Menschen die Arztpraxen stürmen, Zehntausende ins Krankenhaus eingeliefert werden. Gleichwohl wäre Berlin im Fall einer solchen Pandemie gut vorbereitet: Seit dem massiven Auftreten der Vogelgrippe vor mehreren Jahren gibt es einen entsprechenden Notfallplan, der Behörden, Einrichtungen und Unternehmen des Landes auf den Ernstfall vorbereitet.

"Das ist kein starres Produkt, sondern ein flexibles Handlungsmuster", sagte am Sonntag die Sprecherin der Gesundheitsverwaltung, Marie-Luise Dittmer. Zudem ist in der Verwaltung ein Krisenstab eingerichtet, der in Kontakt mit Bund und Bezirken steht und vor einigen Wochen etwa die Schließung einer Schule angeordnet hat.

Zwar gibt es für einen Pandemie-Ausbruch in Berlin keinerlei Anzeichen - erst 183 Menschen sind seit 13. Juni an dem Virus erkrankt. Die Krankheit verläuft in der Regel mild. "Viele der Betroffenen sind längst wieder gesund", sagte Dittmer der taz. Wie sich das Virus weiter ausbreitet, und ob es sich im Herbst mit dem herkömmlichen Grippe-Virus vermengt, könne aber niemand sagen: "Man muss mit solchen Unwägbarkeiten leben." Das Virus H1N1 gilt als hoch ansteckend, Betroffene stehen tagelang unter Quarantäne.

Ziel des 23 Seiten langen Pandemie-Plans ist es, die Zahl der Erkrankungen zu begrenzen und zugleich das öffentliche Leben aufrecht zu erhalten. Arztpraxen und Behörden sind informiert, auch die Flughäfen und Fluggesellschaften sind angewiesen, Verdachtsfälle zu melden. Private Unternehmen müssen eigene Notfallpläne aufstellen.

In Alarmbereitschaft sind die Verantwortlichen nicht nur wegen der bevorstehenden Leichtathletik-WM, sondern auch wegen des Endes der Schulferien. Denn die meisten Patienten infizieren sich im Urlaub, wie das Robert-Koch-Institut bestätigt. Vor dem Schulbeginn am 31. August sollen Schulen und Kitas ein Informationsschreiben zu Risiken und Vorsorgemaßnahmen erhalten.

Ende der vergangenen Woche hatte die Gesundheitsverwaltung mitgeteilt, zum Herbst hin zwei Millionen Dosen Impfstoff zu bestellen. Eine Million Menschen sollen geimpft werden, also etwa 30 Prozent der Berliner. Es wäre die größte Impfaktion seit nahezu 50 Jahren. Vorerst sollen nur Menschen geimpft werden, die beruflich in Kontakt mit Infizierten kommen können wie Ärzte, Feuerwehrleute, Polizisten und Mitarbeiter von Rettungsdiensten. An die übrige Bevölkerung wird das Mittel nur von Ärzten abgegeben - es wird nicht nach Wunsch geimpft.

Vor der Leichtathletik-WM will die Verwaltung zudem über spezielle Maßnahmen informieren. Kristina Pezzei

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