Kommentar: Verkauft ist nicht verloren

Die Rückgabe des Krichner-Bildes an einstigen Besitzer war notwendig. Nun müssen Regeln für die Zukunft gefunden werden.

Eine New Yorker Anwaltskanzlei fordert ein Berliner Museum auf, ein Bild herauszugeben. Es gehöre von Rechts wegen nicht dem Museum, sondern der Erbin eines jüdischen Kunstsammlers, dessen Familie von den Nazis zum Verkauf gezwungen worden war. Der Senat prüft die Herkunft, konsultiert internationale Abkommen über den Umgang mit Nazi-Raubkunst. Und gibt das Bild zurück. Jetzt hängt es in einer New Yorker Galerie. Eine moralisch richtige Entscheidung oder ein undemokratisches Fehlurteil Einzelner?

Vielleicht war die Rückgabe der "Berliner Straßenszene" von Ernst Ludwig Kirchner ja beides: moralisch richtig, aber doch nicht ganz alternativlos. Zu diesem Schluss muss kommen, wer die erbitterten Diskussionen des dazu eingerichteten Untersuchungsausschusses verfolgt hat. Bis heute argumentiert die Koalition ausschließlich moralisch. Zur Entschädigung von Holocaustopfern gebe es keine Alternative. Die Opposition argumentiert, man hätte das Parlament früher informieren und mehr Anstrengung in den Kauf des Gemäldes investieren müssen.

Mit der "Straßenszene" wird nun Parteipolitik gemacht. Während die Koaliton sämtliche Kritik an ihrem Vorgehen mit Moral ausbremst, lässt die Opposition keine Gelegenheit aus, die Details einer grundsätzlich richtigen Entscheidung zu zerpflücken. Vielleicht wäre es langsam mal an der Zeit, sich der Zukunft zuzuwenden. Denn obwohl die "Straßenszene" in New York hängt, muss sie für Berlin nicht ganz verloren sein. Was ist eigentlich aus den Gesprächen über eine Dauerleihgabe geworden? Und was aus den Überlegungen, Regeln für ähnliche Fälle zu erarbeiten? Leere Wände sind nicht schön, so moralisch richtig sie auch sein mögen.

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