Bildung: Zöllner rechnet sich Pisa schön

Im Pisa-Ländervergleich schneiden Berlins SchülerInnen erneut schlecht ab. Bildungspolitische Maßnahmen griffen noch nicht, meint der Schulsenator. Der Migrantenanteil wirke sich negativ aus

Pisa-Studie: So dick, dass sich jeder Schulsenator seinen Teil heraus lesen kann Bild: ap

"Kein Grund zum Jubeln, aber zum Optimismus" - so lautet der Kommentar von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) zu den am Mittwoch vorgestellten Ergebnissen des Pisa-Ländervergleichs. Dabei belegen Berlins SchülerInnen - rund 3.900 15-Jährige aus Haupt-, Real-, Gesamtschulen und Gymnasien nahmen Teil - erneut nur hintere Plätze. Das Ranking erfolgte auf der Grundlage der Pisa-Daten von 2006.

Zwar konnten sich die Berliner Schüler in der Lesekompetenz vom 14. Platz 2003 auf den 11. Platz verbessern. Auch in Mathematik erreichte Berlin etwas bessere Ergebnisse als in der letzten Vergleichsstudie: Platz 12 statt 13. Die Leistungen in den Naturwissenschaften sanken aber um einen Rang - von 10 auf 11. In der Gesamtwertung der sechzehn Bundesländer liegt Berlin auf dem 11. Rang - vor Hessen, Niedersachen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Bremen, aber mit der Gesamtpunktzahl von 508 weit hinter den Siegerländern wie Sachsen mit 541 oder Bayern mit 533 Punkten.

Schulsenator Zöllner sieht darin keinen Anlass zur Verzweiflung. Die Maßnahmen, die nach dem Pisa-Schock 2001, als die internationale Bildungsvergleichsstudie zum ersten Mal veröffentlicht wurde, ergriffen worden seien, könnten schließlich "in voller Breite noch gar nicht wirken", so seine Erklärung. Berlin habe sich dabei vor allem auf die Verbesserung der Bildung in Kita und Grundschule konzentriert. Die betroffenen Kinder seien also noch gar nicht unter den nun Befragten gewesen.

Das lässt allerdings offen, warum andere Länder wie etwa Brandenburg sich erheblich stärker verbessern konnten. Brandenburgs SchülerInnen stiegen in Sachen Lesekompetenz vom 13. auf den 11., in Naturwissenschaften vom 15. auf den 8. Platz. In Mathe konnten sie sich gar von Rang 12 auf Rang 5 verbessern.

Wie Berlin hat auch Brandenburg in den letzten Jahren vor allem auf die Stärkung der frühen Bildung gesetzt. Doch auch dafür hatte Senator Zöllner eine Erklärung: Brandenburgs niedrige Zahl von SchülerInnen nichtdeutscher Herkunft böte "eine bessere Ausgangslage für Veränderung". Eine hohe Anzahl von SchülerInnen mit Migrationshintergrund dagegen - in Berlin liegt sie bei knapp einem Drittel der Gesamtschülerzahl - "beeinflusst Veränderungen und Verbesserungen", so der Schulsenator. Tatsächlich würde Berlin im Testfach Naturwissenschaften Platz 5 statt Platz 11 erreichen, rechnete man die SchülerInnen nichtdeutscher Herkunft aus der Ergebnissen heraus.

Zöllner bleibt dennoch zuversichtlich, dass die in den vergangenen Jahren ergriffenen Maßnahmen - etwa Schulinspektionen, vorschulische Deutschunterricht für Kinder mit Sprachdefiziten oder die jahrgangsübergreifende Schulanfangsphase - die Leistungen der Berliner SchülerInnen künftig verbessern.

Die Opposition dagegen wertet die schlechten Pisa-Ergebnisse als Beweis für das Versagen rot-roter Bildungspolitik. "Besorgnis erregend" nennt die bildungspolitische Sprecherin der FDP, Mieke Senftleben, das Ranking. Zöllners Reformen seien "halbherzig". Auch der CDU-Bildungspolitiker Sascha Steuer meint, dass der rot-rote Senat versagt habe. Er verweist auf das bessere Abschneiden unionsregierter Bundesländer.

"Stagnation ist kein Erfolg", kritisiert auch der bildungspolitische Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus, Özcan Mutlu, und fordert mehr Geld für Bildung: "Wir können und dürfen nicht weiter zuschauen, wie Generationen von Kindern, egal welcher Herkunft, systematisch zu Verlierern gemacht werden."

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