Sanierung der Staatsoper: Zwischen Oststuck und Neuzeit

Der Architekt HG Merz saniert ab 2010 die marode Linden-Oper. Er will zwar den "Flair" des DDR-Rokokos erhalten, sagt aber auch, der Denkmalschutz "steht der Akustik im Weg". Droht neuer Krach mit den Fans der Rekonstruktion?

Im Streit über die Richtung, wie die Berliner Staatsoper Unter den Linden umgebaut und saniert werden soll, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der Stuttgarter Architekt HG Merz, der in der vergangenen Woche nach einem Auswahlverfahren für die 240 Millionen Euro teure Bauaufgabe den Zuschlag erhielt, hat nun seine Vorstellungen erstmals erläutert.

Danach komme es für ihn darauf an, das Gebäude zwar "denkmalgerecht" umzubauen, dies schließe aber nicht aus, "dass man sehr wohl etwas an dem Saal machen darf". Der "Charakter" des Baus werde erhalten bleiben und verbessert, das hindere ihn aber nicht, "Paulick etwas weiterzubauen und ihn in die Neuzeit zu bringen", sagte Merz am Dienstag im Deutschlandfunk. Der Konflikt zwischen sturen Denkmalschützern und den Anforderungen an ein technisch und baulich modernes Opernhaus dürfte damit erneut aufflammen.

Über die Sanierung des vom DDR-Architekten Richard Paulick in den 50er-Jahren wiederaufgebauten Knobelsdorff-Baus hatte es Mitte 2008 heftigen Streit gegeben. Der von einem Preisgericht ausgewählte Entwurf von Klaus Roth, der wegen der schlechten Akustik und zum Teil mangelhaften Sicht den Abriss des Saals vorgeschlagen und einen völlig neuen Raum präsentiert hatte, stieß auf den Widerstand der Paulickianer und Oststuckfans. Der Regierende und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) kippte den Entwurf. Ein neues "Auswahlverfahren" war anschließend mit Betonung auf "mehr Denkmalschutz" ausgeschrieben worden. HG Merz machte unter 21 Bewerben das Rennen.

HG Merz, der bereits die Alte Nationalgalerie renoviert hatte, wolle, wie er betonte, ab 2010 sicherlich "kein neues Opernhaus" errichten. Das Flair des DDR-Rokoko solle erhalten und weiter "rübergebracht werden". Dennoch, sagte Merz jetzt, "steht der Denkmalschutz der Akustik im Weg". Chefdirigent Daniel Barenboim habe darauf gedrängt, dass die Staatsoper "eine anständige Akustik" benötige. Dies bedeute, dass man für ein Opernhaus des 21. Jahrhunderts "viel anfassen muss, alles ist eng, alles ist klein".

Es wird ein Ausgleich gefunden werden müssen. Wie dieser aussieht, darüber werden sich der Architekt sowie die Oper, die Denkmal- und Baubehörden auseinanderzusetzen haben. Angesichts des hohen Sanierungsbedarfs, meinte die grüne Kulturexpertin Alice Ströver, glaube sie nicht an eine mögliche originale Rekonstruktion des Denkmals Staatsoper.

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, die mit der Bauverwaltung das Verfahren neu ausgeschrieben hatte, ist da anderer Meinung: An der Erscheinung des großen Saals werde sich nichts ändern. Spätestens 2013, nach der Fertigstellung, wissen wir mehr.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.