tempelhof-pläne
: Zu viele offene Fragen

Von der Senatorin für Stadtentwicklung, die an einem solch großen Rad wie dem zur Nachnutzung von Tempelhof dreht, wäre zu erwarten gewesen, dass sie sorgfältig plant. Zum Beispiel hätte sie sich absichern müssen, ob Berlin den noch ausstehenden Kauf des Geländes vom Bund finanziell auch stemmt. Zum Beispiel hätte sie prüfen müssen, ob eine Kontamination des Gebäudes und Erdreichs vorliegt. Und zum Beispiel wäre es sinnvoll gewesen, Interessenten und Investoren schon mit an Bord zu haben, die garantieren, dass dieses Milliardenprojekt eine Zukunft hat. Wenig genug war am Mittwoch von Ingeborg Junge-Reyer dazu zu vernehmen. So bleibt die Frage, ob die SPD-Senatorin sich und Berlin einen Bärendienst erwiesen und – angesichts des Volksentscheids – den Flughafenfans einen Trumpf in die Hände gespielt hat.

KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Junge-Reyers Pläne leiden aber noch unter einem anderen Manko. So sind die Ideen zur Nachnutzung des großen Flughafens nicht neu und visionär, sondern alt. Schon ihr Vorgänger Peter Strieder entwarf einen Ring aus Gewerbe- und Wohnungsbauten rund um das Flugfeld. Auch Strieder hatte eine begrünte Mitte zu bieten – auf der alles und nichts stattfinden kann. Und es war Strieder, der für den NS-Bau „in Kultur“ machen wollte.

Alte Pläne bedeuten ja nicht, dass sie per se schlecht sind. Es ist gut, innerstädtisches Wohnen zu fördern und eine grüne Lunge zu gestalten. Nur gibt Junge-Reyer in der Neuauflage auch keine Antworten auf problematische Fragen, die unter Strieder ungeklärt blieben. Denn dem Umbau des Flughafengebäudes in ein Medien- und Kulturzentrum steht nicht nur der Denkmalschutz im Weg. Der riesige Koloss selbst ist in Teilen eine Ruine und verweigert sich einer leichten Umnutzung – von den Kosten gar nicht zu reden. Eine machbare Idee für das Bauwerk hat Junge-Reyer nicht entwickelt. Doch genau die wäre der Schlüssel für die Zukunft des Areals.

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