Berliner sind der Gasag lieb und teuer

Eine Studie der Grünen bescheinigt der Berliner Gasag überhöhte Preise. Politiker fordern als Konsequenz schnelle Preissenkungen. Der Gasanbieter wehrt sich. Er habe bereits vor Wochen angekündigt, die Gaspreise weiter zu senken

Gasag-Kunden zahlen zu viel für ihr Gas. Das geht aus einer Studie des Energieexperten Gunnar Harms im Auftrag der grünen Bundestagsfraktion vor, die der taz vorliegt. Demnach zahlt ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden jährlich rund 160 Euro mehr als gerechtfertigt und 10 Euro mehr als Kunden anderer Versorger im Bundesgebiet. Die Gasag selbst weist die Kritik zurück. Die Studie sei in mehreren Punkten „falsch“, teilte das Unternehmen mit.

Harms wertete in der Studie mit Koautor Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes die Preise der Gasag als einem von fünf Energieversorgern bundesweit aus. Sein Fazit in der Untersuchung: „Die Gasversorger geben nur rund die Hälfte aller möglichen Preissenkungen an die Verbraucher weiter.“ Da der Gaspreis mit zeitlicher Verzögerung dem Ölpreis folgt, müssten die Preise im zweiten Quartal um rund 24 Prozent gegenüber dem letzten Quartal des vergangenen Jahres sinken. Tatsächlich seien nur Senkungen um 12 Prozent vorgesehen. Das führe zu Mehrerlösen der Gasversorger von mehreren hundert Millionen Euro alleine im ersten Halbjahr 2009.

Mit dabei ist laut den Energieexperten auch die Gasag. Schon derzeit lägen deren Preise leicht über dem bundesdeutschen Durchschnitt und weit über dem, was Harms für „angemessen“ hält. Harms sieht den angemessenen Preis im Bundesdurchschnitt bei 4,8 Cent pro Kilowattstunde. Da die Preise der Gasag leicht über dem Schnitt lägen, sei der angemessene Wert hier 5,1 Cent pro Kilowattstunde. Tatsächlich verlange der Konzern knapp 5,9 Cent. Auf das Jahr hochgerechnet führe das bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden zu Mehrkosten in Höhe von 160 Euro. „Die Gaspreise für Endverbraucher sollten im Durchschnitt spätestens zu Beginn des dritten Quartals 2009 wieder das Niveau von rund 4 Cent aus den Jahren 2003/04 erreichen“, fordert der Experte in seiner Studie.

Die Gasag widerspricht dem Vorwurf der überhöhten Preise. „Wir haben angekündigt, dass noch vor der nächsten Heizperiode eine Senkung erfolgen wird“, erklärte Sprecher Klaus Haschker. Das sei in der Studie nicht berücksichtigt worden. Man werde auf das Jahr gerechnet auf eine Preissenkung von 20 bis 25 Prozent kommen. Daher sei auch nicht mit den in der Studie errechneten Mehrkosten von 160 Euro zu rechnen.

Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Daniel Buchholz, sieht die Studie weniger kritisch. „Da ist bestimmt mehr als ein Körnchen Wahrheit dran“, sagte Buchholz. Es dränge sich die Frage auf, ob das Unternehmen wirklich alle Senkungen an die Verbraucher weitergegeben habe. Buchholz forderte, dass die Phase der Preissenkungen noch nicht vorbei sein dürfe: „Vor Beginn der Heizperiode muss es noch mindestens eine Preissenkung im zweistelligen Bereich geben.“

So sieht es auch Michael Schäfer, energiepolitischer Sprecher der Berliner Grünen. Schäfer forderte die Gasag zudem auf, ihre Kalkulation offenzulegen. „Die Studie stützt sich auf öffentlich zugängliche Daten, die Gasag argumentiert dagegen mit internen Daten“, kritisiert Schäfer. Er rät Verbrauchern, sich vor der Wahl eines Gasanbieters genau über die Konditionen zu informieren. SVENJA BERGT