Schwule und Lesben werden 25

Jubiläum des Rat und Tat Zentrums: Überflüssig gemacht hätten sie sich noch lange nicht, finden die MitarbeiterInnen

Das Café Kweer war schon einmal besser besucht und auch die ganz großen politischen Debatten stößt das „Rat und Tat Zentrum für Schwule und Lesben“ nicht mehr an. Dafür hätte sich seit der Gründung der Einrichtung vor 25 Jahren einfach zu viel getan, sagt Bernd Thiede, Mitarbeiter seit 21 Jahren. Schwule und Lesben bräuchten sich – in den meisten Gesellschaftsbereichen jedenfalls – nicht mehr zu verstecken und mit dem Lebenspartnerschaftsgesetz sei eine der wichtigsten Forderung nach Gleichberechtigung erfüllt. Vorbei die Zeiten, in denen der CDU-Mann und Bürgermeister Hartmut Perschau das Gesetz strikt ablehnte und als „Angriff auf die Ehe als Keimzelle der Gesellschaft“ bezeichnete. Dennoch dürfe man sich angesichts der Fortschritte nicht „blenden“ lassen, sagt Thiedes Kollegin Annette Mattfeldt. Rechtlich würden Schwule und Lesben immer noch diskriminiert, etwa im Adoptionsrecht und im Erbschaftssteuerrecht. Und „schwule Sau“ bleibe ein weit verbreitetes Schimpfwort. „Wer sich in der Schule outet, wird gemobbt“, sagt Thiede.

Verändert habe sich aber das schwule und lesbische Selbstbewusstsein, haben Mattfeldt und Thiede in ihrer Beratungsarbeit fest gestellt. Jugendliche erlebten ihre Homosexualität nicht mehr als so problematisch, dass sie sich umfassend beraten lassen wollen. „Die fragen gleich, wann trifft sich die Coming-Out-Gruppe“, sagt Mattfeldt.

Viel Aufklärungsarbeit sei noch unter migrantischen Jugendlichen zu leisten, so Mattfeldt. „Für die ist das ganz weit weg.“ Bei Besuchen von Schulklassen im Rat und Tat Zentrum höre sie oft: „In Russland und der Türkei gibt es keine Schwulen.“

Für die Zukunft wünscht sich Mattfeldt, dass sich noch häufiger Frauen wie Anne Will outen. „Damit die Leute sehen, es gibt nicht nur Schwule, sondern auch Lesben.“ eib

Jubiläumsparty: 15. 12. im Moments