Keine Demo vor Nazi-Haustür

In Blumenthal wird heute gegen rechtradikale Umtriebe demonstriert. Am Freitag schränkte das Stadtamt die Demo-Route ein. Die rechte Anschlagserie vom Februar ist bisher noch nicht aufgeklärt

Von Christian Jakob

Unter dem Motto „Kein Bremen-Nord in Nazi-Hand“ ruft ein Bündnis von Antifa, VVN, lokalen Initiativen und Partei-Jugendverbänden heute Nachmittag zu einer Demo in Bremen-Blumenthal auf. Im Rahmen einer „Jugendoffensive“ habe die NPD im Frühjahr verstärkt Aktivitäten im Bremer Norden entwickelt, heißt es im Demo-Aufruf. Dort lebten „führenden Köpfe der norddeutschen Naziszene“, ihre Netzwerke seien „mittlerweile besser als noch vor einigen Jahren“. Organisator Henning Tegeler schätzt die rechte Szene in Bremen-Nord auf „40 bis 50 Personen plus Altnazis“.

Am Freitag verfügte das Stadtamt eine Einschränkung der Demoroute. Hans-Jörgen Wilkens, der Leiter des Bremer Stadtamtes begründete dies mit „Erkenntnissen der Polizei, dass Gewalttaten geplant“ seien. In der gesperrten Mühlenstraße befürchte man eine „Angriffshaltung“ auf Seiten der Linken und eine „Verteidigungshaltung“ auf bei den Rechten. Dort lebe eine „Person, die der rechten Szene zuzuordnen ist. Den Rest kann man sich ja denken.“ Nach den „Erfahrungen in Hamburg“, gemeint sind wohl die Krawalle am 1. Mai in Barmbek, habe man sich deshalb zu der Einschränkung der Demo-Route entschlossen. Ansonsten aber „wünsche man der Demo einen guten Verlauf,“ sagte Wilkens.

Die „Person aus der rechten Szene“ in der fraglichen Straße ist der Inhaber des „Heimdall-Versands“. Der Internet-Shop (Begrüßung: „Heil Euch, Kameraden“) bietet so ziemlich das komplette Sortiment an Nazi-Rock feil, darunter Tonträger wie „Foierstoss – Es lebe das Reich“.

Währenddessen dauern die Ermittlungen zu der rechten Anschlagsserie im Februar diesen Jahres noch an. Damals waren innerhalb weniger Wochen mehrfach linke Treffpunkte in Bremen und Bremen-Nord angegriffen worden, darunter das Lidice-Haus und der Infoladen im Ostertor. Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Jörn Hauschild sagte, konnte den kurz danach ausgemachten Verdächtigen bisher allerdings nur der Angriff auf das Lidice-Haus, nicht aber der auf den Infoladen zugerechnet werden. Die Verdächtigen seien „im Wesentlichen“ nicht aus Bremen-Nord, sondern aus Bremen-Stadt.

Treffpunkt: 15 Uhr, Bahnhof Bremen-Blumenthal