Argentinien tilgt Schulden beim Pariser Club

Das Land will sich nicht mehr von Gläubigern gängeln lassen und zudem seine Kreditwürdigkeit wiedergewinnen

BUENOS AIRES taz ■ Argentinien will seine Schulden in Höhe von 6,7 Milliarden US-Dollar bei den Gläubigerstaaten des sogenannten Pariser Clubs zurückzahlen. Alles auf einen Schlag. Damit plant das südamerikanische Land, seine Kreditwürdigkeit auf den internationalen Finanzmärkten zurückzugewinnen.

Die seit Jahren mehr oder weniger intensiven Verhandlungen über eine Umschuldung beim Pariser Club waren immer wieder daran gescheitert, dass die internationale Gläubigerstaatengemeinschaft ein Gutachten des Internationalen Währungsfonds (IWF) über die Lage in Argentinien forderte. Dies hatte Argentinien stets abgelehnt. Nicht zuletzt wegen solcher Einmischungen und Anforderungen von außen hatte das Land Ende 2005 schon seine IWF-Schulden in Höhe von 9,8 Milliarden US-Dollar vorzeitig zurückgezahlt.

Der Pariser Club ist eine informelle Gruppe von 19 Staaten. Knapp 90 Prozent der Gesamtschulden entfallen auf die Mitglieder Deutschland, Spanien, Italien, die Niederlande, Japan und die USA – wobei Deutschland mit Forderungen in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar der größte Gläubiger ist. Die offene Rechnung hatte in den vergangenen Jahren verhindert, dass Argentinien internationale Kredite aufnehmen konnte. Auch große Investoren aus dem Ausland machten einen Bogen um das Land. Nur Venezuelas Chef Hugo Chávez hatte sich stets bereits erklärt, argentinische Staatsanleihen zu kaufen. Bei dem erdölreichen Nachbarn steht Argentinien nun mit rund sieben Milliarden Dollar in der Kreide – zu einem Zinssatz von 15 Prozent.

Und die Zeit lief gegen die Regierung in Buenos Aires. Anfang des Jahres stellte sie ein Loch im laufenden Haushalt fest. Mehrere Milliarden Dollar Auslandsschulden werden 2008 und vor allem 2009 fällig. Die gesamte argentinische Auslandsschuld beläuft sich nach Angaben des Wirtschaftsministeriums vom Mai auf rund 145 Milliarden Dollar. Das entspricht 56 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Mit der jetzt verfügten Zahlung umgeht die argentinische Regierung elegant das Monitoring des IWF. Ob die zuständigen Stellen beim Pariser Club über die Entscheidung der argentinischen Regierung vorab informiert waren, ist nicht bekannt. Club-Präsident Xavier Musca sprach am Donnerstag von einer „sehr positiven“ Entscheidung der argentinischen Regierung. Die wird aber von den Gläubigerstaaten am 15. September noch diskutiert werden. „Noch lässt sich ohne ein einstimmiges Einverständnis aller Gläubiger nichts dazu sagen“, so Musca.

Die argentinische Regierung um Cristina Kirchner kann sich den Schritt jedenfalls leisten. Die Devisenreserven der Zentralbank sind im Zuge des Wirtschaftswachstums der letzen sechs Jahre auf 47 Milliarden Dollar gestiegen. JÜRGEN VOGT