Wasser-Entzug ist „ein Martyrium“ für Affen

Vor der angekündigten Klage der Universität für ihre Affenversuche haben Tierschützer noch einmal ihre Argumente aufgefahren. Die Fixierung im Primatenstuhl „ist das Schlimmste, was man Makaken antun kann“, sagt ein Tierbiologe

Der Deutsche Tierschutzbund hat gestern noch einmal alle Kompetenz aufgeboten, um die Argumente gegen eine Genehmigung von Makaken-Experimenten zu präsentieren. „Anfang der Woche“, so hieß es vergangenen Freitag, will die Universität eine „einstweilige Anordnung“ vor dem Verwaltungsgericht beantragen, damit die Versuche nicht nach Auslaufen der alten Genehmigung am 30. 11. beendet werden müssen.

Juristisches Schwergewicht auf dem Podium der Tierschützer war der frühere Potsdamer Oberverwaltungsrichter Hans-Georg Kluge, Verfasser eines juristischen Kommentars zum Tierschutzgesetz. Er rechnet der „einstweiligen Anordnung“ der Uni wenig Chancen ein. Begründung: Eine „einstweilige“ Genehmigung würde die auf drei Jahre beantragten Experimente de facto ermöglichen, da das juristische Verfahren durch alle Instanzen mehrere Jahre dauert.

Es sei zudem, so der Jurist Kluge, „das große Missverständnis“ des Neurobiologen Kreiter, dass der glaube, er selber habe die „Definitionskompetenz“ über die ethische Vertretbarkeit seiner Forschung. Völlig eindeutig sei, dass die Verwaltungsbehörde die Abwägung treffen müsse. Unter Juristen warte man gespannt auf das erste Verfahren, in dem Gerichte mit dieser Abwägung zwischen Tierschutz und Wissenschaftsfreiheit befasst seien, erklärte Kluge – in Berlin und München sind vergleichbare Affen-Experimente ohne Klage untersagt worden.

Auf dem Podium saß auch der Biologe Immanuel Birmelin. Er kritisierte die „brutale Dressurmethode“, mit der die Tiere in 18 Monaten auf die Experimente vorbereitet würden. Nur wer keine Ahnung habe von den natürlichen Lebensbedingungen dieser Tiere, könne behaupten, sie täten so etwas freiwillig, erklärte Birmelin. Makaken seien höchst soziale Tiere mit einer hoch entwickelten „Emotionalität“, die sogar Hierarchien erkennen könnten und den ganzen Tag in ihren Gruppen herumtoben. „Sie über Stunden in einem Makakenstuhl und am Kopf zu fixieren und sie so bewegungsunfähig zu machen ist das Schlimmste, was man ihnen antun kann“, meinte der Biologe. Nur weil ihnen über Stunden das Wasser entzogen würde, passten sie sich ihrer Lage an und würden alles tun, um Wasser zu bekommen. Eine Dressur durch Wasser-Entzug sei aber ein „Martyrium“. Geradezu skandalös findet Birmelin es, wenn die Tierforscher etwa in einem Bericht der Süddeutschen behaupten würden, zur „Belohnung“ für ihre Anpassung an den Primatenstuhl bekämen die Tiere immerhin „einen Schluck Wasser“. In Wahrheit sei es ein Milliliter – also ein Tropfen. Affen würden nach Durstphasen gierig trinken, ein Tropfen „Belohnung“ sei nur die Fortsetzung der Qual.

Roman Kolar, Mitarbeiter des Tierschutzbundes, sitzt in der Ethikkommission des Bremer Gesundheitsressorts und war auch bei der wissenschaftlichen Bewertung von Kreiters Forschungen im vergangenen Jahr dabei. „Das ist so, als würden Sie vier Betreiber von Atomkraftwerken fragen, wie sie zur Atomenergie stehen“, beschrieb er die von der deutschen Forschungsgemeinschaft gestellte Gruppe der Experten in der Komission. Der Uni-Vertreter und Neuro-Physiker Klaus Pawelzik hatte in einer Radio-Diskussion zu der kühnen Formulierung gefunden, Forschungen wie die Kreiters führten dazu, „dass Blinde wieder sehen können und Lahme wieder gehen können“. Kolar meinte dazu, man habe in der Kommission einhellig festgestellt, dass Kreiters Arbeit der Grundlagenforschung diene und nicht auf medizinisch relevante Themen ausgerichtet sei. kawe