Neuer Mann für alte Themen

CDU Rainer Bensch ersetzt Hartmut Perschau, der die Bürgerschaft verlässt. Bensch könnte ein brach liegendes Feld beackern, will aber nur „Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft“

VON FELIX ZIMMERMANN

Der Mann hat Expertise in einem bislang wenig ausgeleuchteten Winkel der bremischen CDU, aber so ganz geheuer scheint ihm das nicht zu sein. Rainer Bensch, künftiges Mitglied der Bremischen Bürgerschaft für die CDU, will sich jedenfalls partout nicht dort hin begeben.

Bensch, 45 Jahre alt und Vater zweier Kinder, ersetzt den Altvorderen Hartmut Perschau, der sich zum Jahresende aus Partei und Politik zurückzieht. Es geht einer, der, äh, für was eigentlich stand? Ein Hanseat von tadelloser Haltung, das in jedem Fall, der in der großen Koalition für Stabilität sorgte, vor allem auch in eigener Sache, denn ein Amt – Perschau agierte als Finanz-, Wirtschafts- und Kultursenator – sprang immer für ihn heraus.

Jetzt kommt einer, der die Arbeitnehmerschaft vertreten könnte oder auch den großen Bereich Sozialpolitik mit Schwerpunkt alternde Gesellschaft, denn Bensch ist examinierter Altenpfleger und diplomierter Pflegewirt – das Studium hat er berufsbegleitend gemacht und mit „sehr gut“ abgeschlossen –, außerdem sitzt er im Bundesvorstand der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, bekannt unter dem Kürzel CDA. An keins der Themen will er aber offenbar richtig ran: Im Gespräch mit der taz jedenfalls bemühte er sich, vor allem zwei Aspekte seiner künftigen Politik hervorzuheben: „Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft“ und Bildungspolitik, deren zuständige Behörde er gerne „zerschlagen“ sähe, weil sie zu mächtig sei. „Alles was die Wirtschaft stärkt, ist wichtig“, sagt Bensch, zumal in einem Bundesland wie Bremen, das so extrem abhängig sei von den Häfen. Er denkt an die Verkehrsinfrastruktur, die ausgebaut gehört, und wirft dem rot-grünen Senat vor, viel zu wenig – oder, noch strenger: gar nicht – zu investieren und gerade auch für Bremen-Nord „kein Projekt“ zu haben. Das klingt nach Handelskammer-Statements und dem, was ohnehin Schwerpunkt bremischer CDU-Politik ist. Nur einen kleinen Ausflug erlaubt sich Bensch, wenn er sagt: „Ohne florierende Wirtschaft ist der gesamte Sozialstaat gefährdet.“ Nun ja.

Sein zweites Thema: die Bildungspolitik. Da erscheint es merkwürdig, dass er der Bildungsbehörde Untätigkeit vorwirft und sie – ja, wirklich – „zerschlagen“ will, wo doch unter Senatorin Renate Jürgens-Pieper die rot-grüne Regierung der CDU in Sachen Schulpolitik bis zum Kompromiss gefolgt ist. Da wird sich ab Januar, wenn Bensch seinen Platz einnimmt, vielleicht noch einiges zurecht ruckeln. Er will ohnehin noch sehen, „wo die Fraktion mich einsetzt“.

Als mitten in der Legislaturperiode aufs Spielfeld geschickter Einwechselspieler hat Bensch übrigens Erfahrung: 2005 ersetzte er Jörg Jäger, der Referent des damaligen Innensenators und heutigen CDU-Fraktionschefs Thomas Röwekamp wurde. Dass er nun auf Hartmut Perschau folgt, findet Bensch bei all der Freude über das Mandat, auch bedauerlich. Er hat Perschau von 2005 bis 2007 als „guten Fraktionsvorsitzenden“ kennen gelernt und als „väterlichen Kollegen, der sich als Zugezogener sehr gut in Bremen auskannte, besser als manch Bremer“.

Perschau wird nach Auskunft der Bürgerschafts-Pressestelle sehr wahrscheinlich am Mittwochabend verabschiedet.