kurzkritik: „Calypso“, schauspielhaus
: Heftiges Zaunpfahlwinken

Zigtausend Liter Wasser auf der Bühne, das sorgt für starke Bilder. Wie Schiffbrüchige prusten die Schauspieler im Bassin, robben dann vorne an Land, als seien sie gerade dem Tod entkommen. Ein Pärchen ist zu Besuch bei einem anderen Paar, zwei Kinder im Studentenalter sind dabei. Beim Rudern auf dem See geht die „Calypso“, auf Grund.

Das ist die Ausgangslage von Roland Schimmelpfennigs gleichnamigem Stück, und so, wie Jürgen Gosch seine Inszenierung beginnt, ist einer Komödie über den Aberwitz von Leben und Tod ein schönes Feld bereitet. Gastgeberin Marion (Marion Breckwoldt) befiehlt: Raus aus den nassen Klamotten. Der Smalltalk des Abends verwandelt sich in komische Situationen, es steckt aber auch Bedrohung in den Rissen des Party-Geplänkels der Gesellschaft in weißen Handtüchern, die glaubt, dem Tod entronnen zu sein.

Man redet über Gott und die Welt, und doch immer über den Tod. Immer wieder lässt Gosch die Gruppe in tableaux vivants einfrieren, mit aufgerissenen Mündern, verrenkten Gliedern, verzerrten Grimassen. Irgendwann schleicht der Tod stumm in Figur von Marions verstorbenem Ehemann (Michael Prelle) über die Bühne und schaut allen über die Schulter. Das ist dann doch zu viel Zaunpfahlwinken eines Abends, der packend anfängt, sich am Ende zu lange zieht und sein Thema allzu sehr strapaziert. SIMONE KAEMPF

nächste Vorstellungen: 10., 15. + 23. 3., Schauspielhaus