Streik auf Automeile

800 Kfz-Mechaniker protestierten mit einem Autokorso gegen längere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich. Eine Einigung mit den Arbeitgebern war schon nahe, bevor die vom eigenen Zentralverband zurückgepfiffen wurden

Mit einem Warnstreik und einem Autokorso haben Kfz-HandwerkerInnen am Freitag für den Erhalt ihres Manteltarifvertrages demonstriert. 250 Fahrzeuge mit 800 Insassen setzten sich am Morgen vor der Daimler Niederlassung am Friedrich Ebert-Damm zur Automeile Nedderfeld in Bewegung, die völlig zugeparkt wurde und wo vor Opel Dello eine Kundgebung abgehalten wurde. Danach fuhren die Autos zum VW-Vertragshaus Raffay und zur Motor-Company Krüll, die nach Verlassen der KfZ-Innung gerade den Urlaub auf 25 Tage gekürzt hat.

Die Hamburger Kfz-Innung hatte den Manteltarifvertrag für die 10.000 Beschäftigten der Kfz- Branche zum Jahresende gekündigt und ein umfangreiches Forderungspaket für neue Tarifnormen aufgestellt. Damit folgte auch sie der Direktive des Zentralverbandes des Kraftfahrzeuggewerbes, der eine unbezahlte Verlängerung der Arbeitszeit um vier Stunden auf 40 Wochenstunden anstrebt. Zudem soll die Sechs-Tage-Woche zur Regelarbeitszeit werden und Zuschläge bei Überstunden, Spät- und Nachtarbeit gekürzt werden. Die IG Metall fordert ihrerseits fünf Prozent mehr Lohn.

Nach zwei Verhandlungsrunden schien die Einigung Ende voriger Woche perfekt, als bereits Eckpunkte vereinbart wurden. „Diese beinhalteten eine moderate Entgelterhöhung und verträgliche Eingriffe in den Manteltarifvertrag“, berichtet IG Metall-Verhandlungsführer Friedhelm Ahrens. Als diese Punkte Anfang der Woche protokolliert werden sollten, hätten die Arbeitgeber davon jedoch „Abstand genommen“.

Nach taz-Informationen waren die Vertreter der Hamburger Kfz-Innung vom Zentralverband zurückgepfiffen worden, weil ein Abschluss in der „Metropolregion Hamburg“ eine Signalwirkung auf die Verhandlungen in Nordrhein-Westfalen gehabt hätte. Und so zeigte die IG Metall, die wegen des Tarifkonfliktes in Hamburg einen regen Mitgliederzuwachs zu verzeichnen hat, trotz heftigen Regens Flagge. „Jede Arbeitszeitverlängerung bedeutet Entlassungen“, sagte Ahrens im Verlauf der Kundgebung vor Opel Dello. „Das Wetter ist Scheiße und die Stimmung in den Betrieben ist Scheiße“, schimpfte er. Am Wetter könne man nichts ändern, so Ahrens „jedoch an der Stimmung in den Betrieben“. Die IG Metall wolle mit diesem Warnstreik deutlich machen, dass sich die Beschäftigten des Kfz-Handwerks und der Autohäuser gegen den „brutalen Angriff verwahren“. Sie erwarte, dass die Arbeitgeber bei der nächsten Verhandlungsrunde am 26. März „wieder zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zurückkehren“. KAI VON APPEN