Immer Ärger mit dem Nachwuchs

Hamburgs Schüler Union sorgt regelmäßig für Schlagzeilen von rechtsaußen. Ihre neueste Idee: Sie will jetzt die Linkspartei verbieten lassen. CDU erklärt das zur Einzelmeinung, die niemand sonst in der Partei teilen würde

Es gibt sie noch – die Rechten in der grüngewandeten, liberalen Hamburger CDU. Sie sind jung, meist männlich und sammeln sich in einer etwa 70-köpfigen Arbeitsgruppe der Partei – der Hamburger Schüler Union (SU). Neuester Coup der Nachwuchsorganisation, deren Vorstand acht junge Männer und eine Frau zählt: Am Donnerstag trat sie mit der Forderung an die Medien, „die sofortige Aufnahme eines Verbotsverfahrens gegen die Partei Die Linke“ zu initiieren.

„Wir müssen gegen sämtliche extreme Parteien – ob rechts oder links – mit aller Kraft vorgehen“, betonen Landeschef Ramon Weilinger und Landesgeschäftsführer Eike Troeder einhellig. Ein Eintreten für ein Verbot der NPD sucht man auf der Homepage der CDU-Jugendorganisation allerdings vergeblich.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Hamburger Unionsschüler für Schlagzeilen sorgen – stets weht der Wind dabei von rechts. So kürte sie den Bürgerschaftskandidaten der rechtsextremen DVU, Jürgen Schlemmer, im vergangenen Jahr zu ihrem Vize-Chef in Altona. Der Sohn des Hamburger DVU-Chefs Günter Schlemmer machte dabei nach eigener Einschätzung im Wahlkampf aus seiner rechten Einstellung „keinen Hehl“. Gehen musste er erst, als sein politisches Doppelleben presseöffentlich wurde.

Nach der Wahl glänzten die jungen Wilden vor allem durch ungebetene Ratschläge an die eigene Parteiführung: So kritisierten sie wiederholt grün-schwarze Koalitionsabsprachen im Bildungsbereich als „unverantworlich“ und forderten das Bekenntnis der CDU-Führung ein, „dass eine wahre Unionspolitik nur unter Zusammenarbeit mit der FDP gestaltet werden kann.“

In der CDU-Zentrale am Leinpfad mag sich niemand so richtig zu dem eigenwilligen Nachwuchs äußern. Die „unrealistische und nicht durchführbare Forderung“ eines Verbots der Linken sei eine „Einzelmeinung, die von keinem Gremium in der Hamburger CDU geteilt“ werde, erklärt Parteisprecherin Anna Christina Hinze.

Klarere Worte findet SPD-Chef Ingo Egloff: „Diese ewige Gleichsetzung von Linkspartei und Rechtsextremen ist ungerechtfertigt.“ Er erinnert an den Kreisvorsitzenden der Jungen Union, Alexander Weiß, der im März nach rassistischen Ausfällen sein Amt verlor. Der CDU empfiehlt Egloff, „erstmal im eigenen Laden aufzuräumen, da die rechtsextremistischen Tendenzen einiger JU-Funktionäre auf internen Klärungsbedarf“ hinweisen würden. MARCO CARINI