Rathaus unterm Regenbogen

Zum CSD wird die schwul-lesbische Flagge gehisst. Angeblich fühlen heterosexuelle Hochzeitspaare sich damit unwohl

Zum Christopher Street Day (CSD) wird die Regenbogenfahne auf dem Rathausmarkt gehisst: „Sie wird vom 31. Juli bis zum 3. August ohne Unterbrechung am Rathaus wehen“, stellte Senatssprecherin Brigitte Köhnlein am Dienstag auf taz-Anfrage klar. Laut Bild sollen sich mehrere heterosexuelle Brautpaare plötzlich zieren, zu diesem ursprünglich geplanten Termin im Rathaus zu heiraten: Angeblich wollen sie sich auf ihrem Hochzeitsfoto nicht unter der Fahne der schwulen und lesbischen Bewegung verewigen lassen. Dem Senat selbst allerdings seien „keine Beschwerden bekannt“, sagte Köhnlein.

Das Hissen der bunten Flagge auf dem Rathausmarkt während des CSD war auf Vorschlag der GAL im schwarz-grünen Koalitionsvertrag vereinbart worden. Bei der CDU heißt es lediglich, man habe damit „kein Problem“. Der vorherige CDU-Senat hatte sich zu einer CSD-Beflaggung jedoch nicht durchringen können, in der Koalition mit der Schill-Partei war das ohnehin nie ein Thema gewesen, und selbst in der rot-grünen Koalition von 1997 bis 2001 hatte sich die Regenbogenfahne gegen konservative Sozialdemokraten nicht durchsetzen lassen.

Erfreut reagierte erwartungsgemäß Farid Müller, schwulen- und lesbenpolitischer Sprecher der GAL: „Das zeigt, dass Senat und Bürgerschaft Hamburg als weltoffene Stadt sehen.“ Bei einem schwul-lesbischen Anteil von 30 Prozent im zehnköpfigen Senat sollte alles andere auch verwundern. SMV