Sozialarbeiter stellen Forderungen

Zu wenig Mitarbeiter, zu niedrige Gehälter und zu viel Bürokratie: Der Allgemeine Soziale Dienst kritisiert den Arbeitsalltag in den Jugendämtern. In einer Resolution wehrt sich das Personal gegen den wachsenden Druck

Ginge es nach den 327 Mitarbeitern des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD), würden sie gerne mehr Zeit bei hilfesuchenden Kindern und Familien verbringen. Stattdessen sitzen sie immer öfter hinter dem Schreibtisch, um jedes Gespräch und jeden Besuch genau zu dokumentieren.

Aus Protest gegen die wachsenden Anforderungen beschloss der den Jugendämtern untergeordnete ASD am Montag in einer Personalversammlung mehrere Forderungen. „Die Kollegen sind am Rand ihrer Grenzen und haben das Gefühl, nur noch für die Politik zu dokumentieren“, sagte die zuständige Ver.di-Fachbereichsleiterin Sieglinde Frieß nach der Sitzung. Um den steigenden Verwaltungsaufwand zu bewältigen und nicht zuletzt um tragische Fälle wie den der kleinen Laura in Zukunft zu verhindern, müssten mindestens 100 zusätzliche Stellen geschaffen werden.

Unter der schwarz-grünen Koalition wurden bislang 30 Stellen gewährt, einige davon sind noch nicht besetzt. Der Grund sei die niedrige Bezahlung, sagte Frieß. So verdiene ein Sozialarbeiter beim ASD am Anfang seiner Karriere nicht mehr als 2.200 Euro brutto. Sie kenne sogar einen Vater, der abzüglich aller Steuern nicht viel mehr Geld als ein Hartz-IV-Empfänger bekomme. „Mit so einem niedrigen Tarif wird es schwer werden, personellen Nachwuchs zu finden“, sagte eine Mitarbeiterin. Die auf der Personalversammlung entworfene Resolution sieht deshalb die Forderung nach einer angemessenen Bezahlung vor. Zudem soll eine Personalbemessung dazu beitragen, den Arbeits- und Zeitaufwand der Mitarbeiter festzustellen. „Wir wollen wissen, wie viel Zeit man mindestens bei dem Besuch einer Familie benötigt“, sagte Frieß.

Ohne diese Daten könnten die oft verlangten Standards in der Sozialarbeit nicht umgesetzt werden. Allerdings habe eine Anfrage bei der Finanzbehörde ergeben, dass für die von der ASD geforderte Personalbemessung keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. UTA GENSICHEN