HAMBURGER SZENE VON KLAUS IRLER
: … und Döner für lau

„Cantina Nobistor 35“ steht über den Fenstern des Gebäudes, es ist ein gesprayter Schriftzug in Hip-Hop-Ästhetik. Außerdem steht da „Herzlich Willkommen“, in verschiedenen Sprachen. Das mit dem Hip-Hop passt nicht so gut, das mit dem „Herzlich Willkommen“ schon. Die Tür zum Cantina ist offen und drinnen sitzen die Menschen dicht gedrängt. Es ist Dienstagnachmittag. Die Aleviten treffen sich, um das 12-tägige Muharrem-Fasten zu beenden, indem sie die Süßspeise Asure essen. Zwei Reporter der Bild-Zeitung sind auch da.

Die Aleviten haben viel mit dem Islam zu tun, aber als Muslime sehen sie sich größtenteils nicht. Sie fasten nicht während des Ramadans und beten nicht in Moscheen. Für die Aleviten wird das Cantina ein Gebetshaus werden, sie haben das Gebäude gekauft. Es sei finanziell schwierig für die Gemeinde, erzählt ein graumelierter Herr am Tisch.

Vorher war im Nobistor 35 ein Stadtteilprojekt untergebracht. Es gibt immer noch eine Küche und einen Bereich mit Computern und vielleicht wird sich das auch nicht ändern: Die Aleviten sind weltoffen. Zu ihren Grundwerten gehört die Toleranz.

Vor dem Cantina steht ein Imbiss, an dem es kostenlos Döner gibt, auch für Obdachlose. Neben dem Verkäufer steht der Fotograf der Bild-Zeitung und will fürs Foto mehr Grünzeug auf dem Döner. Der Verkäufer soll in die Kamera lächeln, während er die Zange mit dem Salat über die Teigtasche hält. Es blitzt mehrfach, als der Fotograf abdrückt.

Die Bild-Geschichte wird sein, dass die Aleviten Döner verschenkt haben, auch an Obdachlose. Das stimmt und ist doch nur ein Teil der Geschichte.