Kommentar: minderjährige Flüchtlinge: Integration als PR für die Demokratie

Die Abschiebung minderjähriger Flüchtlinge stärkt nicht gerade das Image der Demokratie in deren Heimatländern. Die Jugendlichen zu integrieren, böte die Chance, sie für westliche Werte zu gewinnen.

Die Fakten, mit denen der schleswig-holsteinische Flüchtlingshilfe-Verein Lifeline die Öffentlichkeit konfrontiert, sind ja nicht neu: Minderjährige Flüchtlinge leben rechtlos und unbetreut in Sammelunterkünften bis ihr Asylantrag abgelehnt wird - es sei denn, sie können nachweisen, dass sie Kindersoldaten waren. Auch dass fast alle jugendlichen Flüchtlinge aus Kriegsgebieten - allen voran Afghanistan - kommen, überrascht nicht. Weitere Fluchtgründe: Zwangsrekrutierung etwa zur palästinensischen Intifada, Sippenhaft, Zwangsprostitution. Triftige Gründe.

Angesichts dessen überrascht die zögerliche Haltung des nördlichsten Bundeslandes, das diesen Menschen vorenthält, was es etwa in Thüringen und Österreich längst gibt: Clearing-Stellen, die sie betreuen und beraten. Politischen Einfluss haben sie nicht. Doch die Angst der Regierenden, diese Jugendlichen könnten das Ohr Öffentlichkeit finden und so ihre Abschiebung verhindern, scheint groß.

Dabei böte deren Integration eine Riesenchance, junge Menschen aus Krisenregionen für westliche Werte zu gewinnen und sie der Gewalt und dem Fundamentalismus, vor dem sie ja flohen, dauerhaft zu entwöhnen. Stattdessen begegnet ihnen Desinteresse, das oft in Abschiebung mündet - eine Maßnahme, die das Image der Demokratie in den Herkunftsländern nicht stärken wird.

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Seit 2000 Redakteurin der taz am Standort Hamburg. Schwerpunkte: Kultur und -politik, Drittes Reich, Judentum, Religion allgemein.

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