der rechte rand
: Neonazi-Party im Polizeigriff

Die Betreiber des „Club 88“ um Christiane Dolscheid in Neumünster versuchen gegen angebliche behördliche „Repressionen“ vorzugehen. Gedächtnisprotokolle werden gesammelt und Spendenappelle gestartet, um eine Klage vorzubereiten. Die norddeutsche Szene zwischen NPD und Freien Kameradschaften verstimmt das Einschreiten der Polizei bei der diesjährigen Club-Geburtstagsfeier.

Gleich gegenüber der Grund- und Hauptschule Gadeland wollten am 29. September an die 300 Gäste im Club das elfjährige Bestehen feiern. Livemusik und Überraschungen waren angekündigt. Im Gegensatz zu den Jahren davor bescherte die Stadt dem Club-Team zu diesem Jubiläum Auflagen und Kontrollen.

Nicht mehr als 150 Gäste durften in die Räume und den Hinterhof. Bei nasskaltem Wetter mussten die Besucher an den Absperrungen ausharren. Das Aktionsbüro bewertet das als „behördliche Willkür“, die dann in „polizeiliche Willkür“ umgeschlagen sei. Denn gegen 24 Uhr löste die Polizei die Party auf, da Gäste gegen die Auflagen verstießen und verfassungsfeindliche Parolen grölten. Die Beamten sprachen Platzverweise aus. Etwa 30 Neonazis die nicht gingen, kamen in Gewahrsam. Im April hatte die Polizei bereits bei einem Liederabend vorbeigeschaut. Sie mussten die Tür zu der „geschlossenen Gesellschaft“ gewaltsam öffnen.

Solchen Druck ist die Szene in der Stadt nicht gewöhnt. Zum zehnjährigen Jubiläum schenkten Antifa-Gruppen der Verwaltung eine Tortenattrappe wegen deren Untätigkeit. Im Jahr 2000 hatte die Stadt nach Protesten versucht, den Club zu schließen. Sie scheiterte damit aber vor dem Oberverwaltungsgericht Schleswig.

„Der Club hat sich aber schon einmal als wehrhaft erwiesen“, sagt Christian Worch. Der Neonaziführer hilft nicht bloß beim Rechtsstreit. Er gehört zu den Anmeldern eines Aufmarsches am 24. November. Gegenaktionen sind in Planung. ANDREAS SPEIT