Staatsanwalt klagt Ehrenmord an

PROZESS Weil er seine Frau erschossen hat, steht ein 43-jähriger Türke in Hildesheim vor Gericht

Das Opfer hatte zwar unter ihrem Mann zu leiden, lehnte eine Scheidung aber ab

Weil sie seinem Leben mit einer neuen Freundin im Weg stand, hat ein 45 Jahre alter Türke aus Gifhorn nach jahrelangem häuslichem Streit seine Frau erschossen. Zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Hildesheim gestand der Mann am Montag relativ emotionslos, seine Frau im März getötet zu haben. „Das war ein Unglück, so was habe ich nicht gewollt“, sagte er.

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft handelte es sich bei der Tat um einen so genannten Ehrenmord, weil die Ehe der beiden zerrüttet war, eine Scheidung aber nicht in Betracht kam.

Der 43-Jährige hatte seine Frau zu Hause im Kinderzimmer hinterrücks erschossen. Vorausgegangen waren jahrelange Streitereien, mal um Geld, dann um die Kinder. Nach Schilderungen des Sohnes schlug der Vater seine Mutter immer wieder. „Er hat sie verbal attackiert, auch geschlagen“, sagte sein Sohn. Mit seiner Schwester (14) trat er vor Gericht als Nebenkläger gegen den Vater auf.

Der 43-Jährige ging im Frühjahr 2008 eine Beziehung mit einer rumänischen Prostituierten ein, die er mehrfach in Wien besuchte.

Das Opfer, eine 43-Jährige Türkin, hatte zwar immer wieder unter ihrem Mann zu leiden, lehnte aber eine Scheidung nach Worten ihres Sohnes aus wirtschaftlichen Gründen dennoch ab.

Der Angeklagte betonte, er habe seine Ehefrau weder unterdrückt noch eingesperrt, vielmehr hätten beide einen westlichen Lebensstil gepflegt. Der Sohn berichtete dagegen, dass der Vater seine Mutter überwacht habe und ihr den Kontakt zur Außenwelt verbieten wollte.

Das Gericht versuchte am Montag zu klären, ob es sich bei der Tat um einen klassischen so genannten Ehrenmord handelt – auch wenn es diesen Begriff im deutschen Recht gar nicht gibt. Für die Höhe der Haftstrafe sind zwar auch die Motive entscheidend, mehr noch aber, ob es sich um eine von langer Hand geplante Tat oder einen Ausraster im Affekt handelte.   (dpa)