DER RECHTE RAND
: Rassistische Ostertagung

Die Stimmung in der Gemeinde ist angespannt. Seit mehr als 30 Jahren richtet der „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff) e. V.“ im niedersächsischen Dorfmark seine Ostertagung aus. „Wir haben denen viel zu verdanken“, sagt eine Wirtin. „Friedliche Leute“ seien das, die „viel Geld“ brächten, bestätigt eine Angestellte eines Hotels. Karfreitag erwartet die Anhänger von Mathilde Ludendorff aber auch Protest: Straffrei dürfe gesagt werden, dass „Ludendorffer Antisemiten und Neofaschisten sind“, erklärt Steffen Ahrens (SPD), stellvertretender Bürgermeister von Bad Fallingbostel. Seine Partei ruft dazu auf, am Freitag an einer Gegenkundgebung teilzunehmen.

„Wir sind bloß eine Weltanschauungsgemeinschaft“, beschwichtig Gerhard Fuchs. Wie lange er bereits Ludendorffer ist, sagt er nicht. Aber auch er kann auf Nachfrage nicht beantworten, wie die „Weltanschauungsgemeinschaft“ die selbst gewählte Aufgabe erfüllt, die „Erkenntnisse der Philosophin Mathilde Ludendorff“ zu pflegen. Die langjährige Gattin des Generals Erich Ludendorff hatte bis zu ihrem Tod 1966 die Menschen in „Licht- und Schachtrassen“ unterschieden und den „Schachtrassen“ Unvollkommenheit und Sündhaftigkeit angedichtet. Zudem sei es den „Juden“ mit Hilfe von Christentum und Sozialismus gelungen, den Deutschen eine „Art von Irrsein“ zu „induzieren“, die zu „Rassenmischung“ und schließlich „Volkstod“ führe. Ludendorffs Lösung: „Erhaltung der Rassenreinheit und die Pflege des arteigenen Gotterlebnisses“.

„Wir sind ganz normal“, sagt Fuchs knapp und verweist auf die von ihm verantwortete Internetseite des Vereins mit rund 240 Mitgliedern. Auch das Programm zur Ostertagung findet sich dort. Es offenbart, dass es hier nicht zuletzt um Erinnerungspolitik geht: Stalingrad ist ein ewiges Thema, mal als Vortrag „Die Tragödie vor 65 Jahren“, mal als „Gedenkfeier“. An die Verbrechen der deutschen 6. Armee dürfte dabei kaum erinnert werden.