Regionalschule geht baden

In Schleswig-Holstein balzen gleich drei Schulformen um künftige Schüler. Bei den Anmeldungen für das nächste Schuljahr zeichnet sich das CDU-Modell „Regionalschule“ als Verlierer ab. Dafür werden die Gemeinschaftsschulen immer beliebter

VON KAIJA KUTTER

Es war schon ein recht komplizierter Kompromiss, den die große Koalition aus CDU und SPD in Schleswig-Holstein in der Schulfrage schloss. Neben den Gymnasien sollte es die Gemeinschaftsschulen als „Schule für alle“ und die Regionalschulen, als Schule für Haupt- und Realschüler, geben. Die erste Anmelderunde, bei der 49 Gemeinschaftsschulen und 38 Regionalschulen am Start waren, zeigt, dass dieses Konstrukt wenig praxistauglich ist.

„Regionalschulen sind ein Flop“, titelten vor wenigen Tagen die Lübecker Nachrichten und meldeten, dass vier der fünf Regionalschulgründungen im Lübecker Umland scheitern. Nötig für den Start wären mindestens 45 Schüler. Die Anmeldungen für die neuen 5. Klassen lagen aber weit darunter. So bekam die Heinrich-Harms-Schule in Ostholstein nur 27, die Regionalschule Rickling in Segeberg nur 16 und die Klaus-Groth-Regionalschule in Bad Oldesloe nur 10 Kinder zusammen. Ob diese Schulen tatsächlich eine neue Klasse einrichten oder nicht, wird das Kieler Bildungsministerium erst am 25. April mitteilen. Möglich sei, sagt Ministeriumssprecher Sven Runde, dass es noch Verschiebungen gibt, „zum Beispiel wenn Gemeinschaftsschulen Kinder abgeben müssen“.

Dieses Alternativmodell, an dem die Kinder bis zur 10. Klasse gemeinsam lernen und einschließlich Abitur alle Abschlüsse anstreben können, erweist sich als Renner, obwohl es eine höhere Hürde gibt und für den Start mindestens 60 Kinder nötig sind. So hatte die Regionalschule in Bargteheide nur 20 Anmeldungen, während die Gemeinschaftsschule vor Ort genug Kinder für vier Klassen hatte und obendrein 50 abweisen musste. „Unser Bürgermeister ist nach Kiel gefahren und hat erwirkt, dass wir das vor Ort selber regeln dürfen“, berichtet die SPD-Ortspolitikerin Anke Schlötel. Die Regionalschule werde es nicht geben, dafür mehr Klassen an der Gemeinschaftsschule. Ein Trend, der sich im ganzen Land fortsetzt.

So gab es in Kappeln nur 21 Anmeldungen für die Regionalschule und 78 für die Gemeinschaftsschule. Auch in Schleswig bangt die Gallberg-Regionalschule um die Zulassung, während die Dannewerk-Gemeinschaftsschule mehr als 200 Kinder bekommt. In vielen Hamburger Umlandgemeinden wie Schwarzenbek und Ahrensburg wurden von vornherein nur Gemeinschaftsschulen angeboten.

„Der Damm ist gebrochen“, sagt der SPD-Schulpolitiker Henning Höppner. „Wenn es um ihre Kinder geht, sind Eltern knallhart“. Deshalb werde die Gemeinschaftsschule die größte Schulart des Landes. Schon heute seien zwölf weitere beschlossen, zusammen mit den 25 Gesamtschulen, die sich umwandeln werden, habe man schon mehr als 80 Schulen. Höppner: „Die CDU sollte dem Elternwillen nachgeben und vor Ort keine Steine in den Weg legen“.

So geschehen in Lübeck, wo die CDU nur eine Gemeinschaftsschule erlaubte, obwohl es laut Schulsenatorin Anette Borns (SPD) Bedarf für vier weitere gibt. „Wir mussten jetzt 411 Schüler abweisen, das reicht für 16 Züge“, sagt Borns. Nach Elternprotesten hat die CDU ihre Position gewandelt (siehe Interview) und würde Gemeinschaftsschulen akzeptieren, wenn sie ebenso wie Regionalschulen jeden Schüler nehmen müssen. Aus Sicht der SPD wäre dies kein Problem, hatte doch die CDU im Landtag einst darauf gepocht.