Vereinigungsangst auf Sylt

Bei schleswig-holsteinischen Kommunalwahlen wird auch über die Fusion von Inselgemeinden abgestimmt. Ein Erfolg des Bürgerentscheids könnte der erste Schritt zu einer einheitlichen „Stadt Sylt“ sein

Das Vorbild liegt in der Ostsee, rund 250 Kilometer entfernt: Fehmarn. Die Insel hat etwas, was einige Sylter für ihr Eiland fordern, schon längst: Alle Gemeinden auf der Insel haben sich zu einer Stadt zusammengeschlossen, mit einem Bürgermeister und einer Verwaltung. Die Ostsee-Insulaner sind diesen Schritt vor fünf Jahren gegangen. Die Sylter stimmen am 25. Mai bei der Kommunalwahl in einem Bürgerentscheid über die Fusion von Westerland und der Gemeinde Sylt-Ost ab. Befürworter halten das für den ersten Schritt zur Vollfusion.

Als sich die Fehmarner vereinten, haben alle sieben Sylter Gemeinden untersuchen lassen, ob sich Fusionen auch für die Promi-Insel in der Nordsee rechnen. Der Befund der Gutachter: Die Vollfusion, also der Zusammenschluss aller sieben Sylter Gemeinden, wäre am effizientesten. Es folgten eine unverbindliche Bürgerbefragung in allen Gemeinden und erste Gespräche zwischen den Kommunen – ein Zusammenschluss kam nicht zustande, obwohl Sylt-Ost und Westerland schon begonnen hatten, miteinander zu verhandeln. Hier hatten die Bürger die größte Zustimmung zu einer Fusion geäußert.

Das Scheitern der Verhandlungen ärgert Menschen wie Kathja Petersen, die sich in der Initiative „Bürger für Sylt als Einheit“ engagiert. „Die Verhandlungen sind an den persönlichen Eitelkeiten gescheitert“, sagt sie. Nun hat sie mit der Initiative, die auch aus der lokalen Wirtschaft unterstützt wird, Unterschriften für die Fusion von Sylt-Ost und Westerland gesammelt und den Bürgerentscheid durchgesetzt. „Das alles für die fünf anderen Gemeinden zu organisieren, hätten wir nicht geschafft.“ Doch das Ziel der Initiative bleibt das Modell Fehmarn: die Komplettfusion. „Wir wollen, dass es eine Sylter Solidargemeinschaft gibt. Eine Insel, die mit einer Stimme spricht“, sagt Petersen. Auch die Fusion zweier Gemeinden würde schon Verwaltungskosten sparen.

Kay Abeling sitzt für die CDU in der Stadtvertretung von Westerland. Seine Partei ist in beiden Orten genau wie die SPD ein Gegner der Kleinfusion. „Je größer eine Gemeinde ist, desto weniger kann ein Bürger mitbestimmen“, sagt er. Er sieht in der Fusion mit Sylt-Ost auch finanzielle Risiken für die „Inselhauptstadt“. Westerland sei fast entschuldet, Sylt-Ost noch tief in den roten Zahlen. Abeling fürchtet vor allem um den Flughafen von Westerland. „Wir wollen den Flughafen weiter so stark fördern wie bisher“, sagt Abeling. Das werde man sich nach einer Fusion nicht mehr leisten können. Er strebe jetzt an, erst einmal die Verwaltungen aller Sylter Gemeinden zusammenzulegen.

Das passiert vielleicht auch unfreiwillig, wenn der Bürgerentscheid Erfolg hat. Dann wären die anderen fünf Gemeinden zu klein, um ein eigenes Amt betreiben zu dürfen. Fusionsbefürworter glauben, dass die fünf dann die Verwaltung von der neuen Stadt Westerland / Sylt-Ost kaufen müssten. Dann wäre die Landesregierung gefragt.