Klimacamp: Aktivisten in den Startlöchern

Letzte Planungen für das „Antira- und Klimacamp 08“ im August: So soll das Gelände des geplanten Kohlekraftwerks Moorburg besetzt und der Hamburger Flughafen wegen der Beteiligung an Abschiebungen lahm gelegt werden

Mit einem symbolischen Richtfest auf der Halbinsel Entenwerder haben die Organisatoren des „Antira- und Klimacamp 08“ in Hamburg den Countdown für die Veranstaltung eingeleitet. Zwischen dem 15. und 24. August werden rund 2.500 Menschen in Hamburg erwartet, die sich mit den Themen Klimawandel und Migration befassen wollen.

Noch immer herrscht um die Platzfrage ein Tauziehen (taz berichtete). Nach dem der Bezirk Hamburg-Mitte wegen der Parkanlagenverordnung, die das Zelten in Parks verbietet, den Entenwerder Park nicht freigegeben hat, ist inzwischen bekannt geworden, dass der Bezirk Hamburg-Eimsbüttel den Veranstaltern den Park Voßbarg zur Verfügung stellen wollte. Dies ist aber durch den stadtteilbezogenen Unterausschuss Lokstedt-Niendorf mit den Stimmen der CDU und FDP gegen das Votum von GAL und Linke bei Enthaltung der SPD verhindert worden. Nun wird der schwarz-grüne Senat eine Fläche zur Verfügung stellen müssen oder der Entenwerder Park, so die Organisatoren, „wird einfach besetzt.“

Ein Schwerpunkt des Camps soll sich mit der „Abschiebestadt Hamburg“ und deren Flughafen befassen. Das teilten die Veranstalter am gestrigen Donnerstag auf einer Pressefahrt mit der Barkasse „Birgit Ehlers“ nach Entenwerder und zum Kohlekraftwerk Tiefstaak mit. Die gesamte Zeit wurde die Barkasse dabei vom Wasserschutz-Polizeiboot „WS 35“ observiert.

Hamburg gilt den Veranstaltern als Vorreiter für Abschiebungen ins Kriegsgebiet Afghanistan. Gern werde auch der Hamburger Flughafen für „Sammeltransporte“ nach Afrika genutzt, worauf sich die Fluggesellschaft „Hamburg International“ spezialisiert habe, berichtet Conny Gunßer vom Flüchtlingsrat. In einem Flieger werden demnach bis zu 20 Menschen abgeschoben. Für eine solche Aktion sei in einem Fall sogar das Nachtflugverbot aufgehoben worden, sagt Gunßer.

Während des Camps sind daher mehrere Aktionen vorgesehen. Am 22. August soll der Flughafen lahm gelegt werden, sollte der Airport nicht vorher öffentlich erklären, dass Abschiebungen über Hamburg „zu unterlassen sind“, sagt Andrea Doria von der Pressegruppe des Camps.

Im Visier der Camp-TeilnehmerInnen steht außerdem das Areal des geplanten Kohlekraftwerks Moorburg, das besetzt werden soll. Steigender Energiebedarf sei ein globales Problem, sagt Ines Koburger von der Vorbereitungsgruppe, „und die Erwärmung der Atmosphäre kein Betriebsunfall“. Daher solle in Camp-Workshops diskutiert werden, inwiefern das Energieproblem sogleich auch ein soziales Problem sei, „wenn 20 Prozent der Bevölkerung aus Industriestaaten 80 Prozent der Ressourcen verbrauchen.“

Ziel einer Aktion wird auch die ADM-Raffinerie in Hamburg-Wilhelmsburg sein, in der Gen-Soja im großen Stil zu Biodiesel verarbeitet wird. Sie gilt als größte Agrospritanlage Europas und als ein Symbol der „weltweiten kapitalistischen Zurichtung der Landwirtschaft“, sagt Reimar Dorn vom Aktionsnetzwerk globale Landwirtschaft. So stamme viel Gensoja aus Indonesien, wo zum Anbau des Sonjas der Kahlschlag des Regenwaldes neue Dimensionen angenommen habe.

Auch die Kriminalisierung von vermeintlichen Fluchthelfern steht auf dem Camp-Programm. So muss Stefan Schmidt, Ex-Kapitän der Cap Anamur, einmal im Monat nach Sizilien reisen, wo zurzeit der Schleuser-Prozess läuft. Schmidt hatte vor zwei Jahren 37 Flüchtlinge aus Seenot im Mittelmeer gerettet und an Bord genommen. Die Cap Anamur war acht Monate beschlagnahmt worden.

KAI VON APPEN

camp08.antira.info und www.klimacamp08.net