taz-Symposium 3.11.: „Arisierung“: Die Totalität der „Verwertung“

Wie umgehen mit Unrechts-Erbe? Die taz, die Bremer Bürgerschaft und die Uni Bremen laden zum öffentlichen Symposium.

Bild: Stadtarchiv Oberhausen

Die Beraubung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und Europa war ein einträgliches Geschäft. Der Staat, viele Unternehmen und Privatleute profitierten von der „Arisierung“ jüdischen Besitzes im Nationalsozialismus – und tun es zum Teil, als Erben, bis heute.

Der Umgang mit dem „Unrechts-Erbe“ ist Thema eines öffentlichen Symposiums am 3. November 2016, welches die taz und die Bremische Bürgerschaft zusammen mit dem Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen veranstalten. Kooperationspartner sind die Landeszentrale für politische Bildung Bremen, die Heinrich-Böll-Stiftung Bremen, die Rosa Luxemburg Stiftung Bremen und die Friedrich-Naumann-Stiftung.

Ab 14 Uhr stellen HistorikerInnen den jeweiligen Forschungsstand in Bezug auf die Profit-Trias Fiskus-Firmen-Privatleute dar. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Frage, wie sich der heutige Umgang mit den NS-Erbschaften gestaltet.

6.000 Waggon-Ladungen geraubte jüdische Habe

Hilde Schramm stellt in diesem Kontext die Arbeit der von ihr mitgegründeten Stiftung „Zurückgeben“ vor. Auch die Bremer Initiative für ein „Arisierungs“-Mahnmal wird zur Diskussion gestellt.

Bremen als Hafen- und Logistikstandort profitierte insbesondere vom Transport geraubten jüdischen Eigentums. Es wurde vielfach auf „Juden-Auktionen“ versteigert. Als „kriegswichtig“ galt die Ausstattung von Ausgebombten mit jüdischen Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen.

2017 jährt sich zum 75. Mal die Ankunft des ersten Frachters, der jüdischen Hausrat von Amsterdam nach Bremen brachte. Der damalige Gau Weser-Ems erhielt mit knapp 6.000 Waggon-Ladungen fast ein Drittel der unter den „Gauen“ des Reichs verteilten jüdischen Habe aus den besetzten Ländern Westeuropas.

Das Symposium fokussiert sich daher nicht auf die Enteignung wertvoller Kunstwerke oder den Zwangsverkauf von Immobilien. Es fragt stattdessen auch nach Verbleib und Bedeutung der weit weniger im Fokus stehenden „arisierten“ Möbel und Alltagsgegenstände.

Deren oft vergessene Existenz in vielen deutschen Haushalten verweist sowohl auf die Totalität der „Verwertung“ jüdischen Eigentums als auch die Schwierigkeit, einen angemessen Umgang mit diesem Erbe zu finden.

HENNING BLEYL, Redakteur der taz.bremen und Mitinitiator der Initiative für ein Bremer „Arisierungs“-Mahnmal

Wann: Donnerstag, 3. November 2016, 14 bis 21.30 Uhr

Wo: Festsaal der Bremischen Bürgerschaft, Am Markt 2, 28195 Bremen

Weitere Informationen erhalten Sie von Henning Bleyl: bleyl@taz.de

Über den Umgang mit dem Unrechts-Erbe – hier finden Sie die Einladung zum Symposium.

Begrüßungen durch:

Karoline Linnert, Bürgermeisterin der Freien Hansestadt Bremen und Finanzsenatorin

Prof. Dr. Martina Winkler, Direktorin des Instituts für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen

Vernetzte „Verwertung“: Die Arbeitsteilung zwischen Behörden, Gerichtsvollziehern und Spediteuren bei der Beraubung der jüdischen Bevölkerung am Beispiel Bremens

 

• Speaker: Johannes Beermann, Leiter der Abteilung Archiv und Dokumentation des Fritz Bauer Instituts Frankfurt/M.

 

• Mit Fragen & Diskussion

Erinnern und Vergessen: Unternehmen und ihre Aufarbeitung der NS-Geschichte im Spannungsfeld von Öffentlichkeit, Politik und Ökonomie

 

• Speaker: Dr. Stefanie van de Kerkhof, Professurvertreterin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Historischen Seminars der Universität Heidelberg

 

• Mit Fragen & Diskussion

 

 

• Im Anschluss: Kaffeepause

 

„Das Unrecht nahm Einzug in unzählige Haushalte“: Die Auseinandersetzung privater Erbinnen und Erben mit dem Thema „Arisierung“

 

• Speaker: Dr. Hilde Schramm, Stiftung Zurückgeben (Berlin)

 

• Mit Fragen & Diskussion

Das Bremer Mahnmalprojekt der taz, Kurzvorstellung

 

• Speaker: Henning Bleyl, Redakteur der taz.bremen und Mitinitiator der Initiative für ein Bremer „Arisierungs“-Mahnmal

 

• Mit Fragen & Diskussion

 

• Anschließend: Pause

 

Grußwort zum Symposium vom Landtagspräsidenten

 

• Speaker: Christian Weber, Präsident der Bremischen Bürgerschaft/Landtag

 

Im Anschluss: Zum Umgang mit der „materiellen Seite“ des Holocaust

 

• Speaker: Prof. Dr. Constantin Goschler, Professor für Zeitgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum

 

• Mit Fragen & Abschluss-Diskussion