Ein verbindlicher Neonazi

Filip Dewinter, Wahlsieger und Chef des rechtsextremistischen Vlaams Blok in Flandern

Die flämischen Zeitungen nennen ihn „Haiders Zwillingsbruder“, und auch politische Gegner müssen einräumen, dass er der Schwiegermuttertyp ist: smart, gut gekleidet und verbindlich in der Form. Bezeichnend für die geteilte politische Wirklichkeit in Belgien ist, dass er am Tag nach den Kommunalwahlen die Titel vieler flämischer Blätter zierte, in den frankophonen Zeitungen aber kaum erwähnt wurde: Filip Dewinter, der 37-jährige Mitbegründer und Fraktionschef des Vlaams Blok im flämischen Regionalparlament.

Er sei nicht der Vordenker seiner „Blokker“, urteilt ein flämischer Journalist. Vielmehr sei er für die markigen Worte zuständig und führe den brutalen Flügel seiner Partei an – „die Ausländer-raus-Fraktion“. Keineswegs solle man Dewinters intellektuelle Fähigkeiten unterschätzen. Er sei nicht so primitiv, wie er daherrede.

Das Gemisch aus Fremdenfeindlichkeit, Neiddebatte und praktischer Kritik an der Regierung war in Flandern extrem erfolgreich. In der Hochburg Antwerpen holte der Blok 1994 28 Prozent der Stimmen, vorgestern 32,95 Prozent. Dabei hatte es nach den landesweiten Wahlen im Juni vergangenen Jahres so ausgesehen, als könnte die Hoffnung auf einen Neuanfang mit Rot-Grün-Liberal die braunen Reflexe der Wähler zurückdrängen. Tatsächlich aber gewährten die Flamen den Neuen nur eine kurze Schonfrist. Nach einem Jahr sehen sie kaum Fortschritte bei der Verbrechensbekämpfung, der Korruption, der Klientelwirtschaft in den etablierten Parteien.

Mit seiner Kritik an „denen da oben“ kam Dewinter bei Wahlveranstaltungen immer gut an. Er rührte dann noch ein paar lokale Missstände dazu – zum Beispiel die vollgelaufenen Keller in Antwerpen im vergangenen Herbst, als der Regen die Kanalisation überlastet hatte – und erreichte mit dieser Mischung jeden dritten Wähler.

„Ein Volk. Ein Staat. Vlaams Blok!“, skandierten Dewinters Anhänger im Wahlkampf. Kenner der flämischen Szene versichern aber, die separatistischen Parolen hätten beim Wahlsieg der Blokker keine große Rolle gespielt. Nur drei Prozent der Flamen wünschen sich Umfragen zufolge einen eigenen flämischen Staat. Tatsächlich aber treibt das Wahlergebnis vom Sonntag die faktische Trennung der Landesteile weiter voran. Während in der Wallonie die Rechtsextremen die Hälfte ihrer Stimmen einbüßten, konnten sie in Flandern ihre Stellung ausbauen. Den etablierten Parteien wird es schwer fallen, am „cordon sanitaire“ festzuhalten und die Blokker von der Regierungsmacht fern zu halten.