Fischerman`s friends

Diverse Zeitzeugen entlasten den Außenminister: Weder habe er sich 1969 aktiv für Israels Zerstörung eingesetzt, noch habe er 1973 dem RAF-Mitglied Schiller Unterschlupf gewährt

BERLIN taz ■ Der Belastungszeuge wäre lieber ein Entlastungszeuge: Der Publizist Wolfgang Schwiedrzik wird heute im Spiegel damit zitiert, Außenminister Joschka Fischer und er seien 1969 in Algier durch ihre Teilnahme an einem PLO-Kongress „wohl wissend“ für die Zerstörung Israels eingetreten. Nun fühlt er sich vom Magazin „instrumentalisiert, um Fischer zu belasten“: „Dass ich Fischer gar nicht kannte, wird zum Beispiel nicht erwähnt“, sagte WolfgangSchwiedrzik der taz. Außerdem seien die Deutschen damals nur Statisten gewesen.

CSU-Chef Edmund Stoiber hatte am Freitag gesagt, Fischer müsse zurücktreten, falls er 1969 aktiv für die Zerstörung Israels eingetreten sei. Fischers Staatsminister Ludger Volmer hatte erklärt, Fischer habe nur eine Stunde auf der Konferenz geweilt.

Auch in der Frage, ob Fischer 1973 in seiner Frankfurter Männer-WG mit Dany Cohn-Bendit die RAF-Terroristin Margrit Schiller beherbergt hat, haben sich mittlerweile einige Zeitzeugen gemeldet. So hatte die Frankfurterin Barbara Köster, die damals in der Nachbarwohnung Fischers lebte, schon im Januar gegenüber der taz mitteilen lassen, dass Schiller nicht im Haus gewohnt und auch nicht bei Fischer, sondern bei ihr übernachtet habe: „Ich kam spät nach Hause. Die hat in meinem Bett geschlafen.“ Die Frau sei „zwei oder drei Nächte“ geblieben. Die Begegnung sei ihr sehr wohl in Erinnerung, nicht aber in guter. Ihr hätten Schillers Befürwortung des bewaffneten Kampfes und deren aufgesetzt militaristische Sprache missfallen.

Im Opec-Prozess gegen den Attentäter Hans-Joachim Klein hatte Fischer am 16. Januar gesagt, er sei weder „Herbergsvater für Terroristen“ gewesen, noch habe er eine Beziehung mit Schiller gehabt. Weil dies im Widerspruch zu Aussagen Schillers steht, könne heute bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen Fischer wegen uneidlicher Falschaussage beginnen, gab die Vorsitzende des Immunitätsausschusses des Bundestages, Erika Simm (SPD), gestern bekannt. Das sei, so Simm, auch im Sinne Fischers.

Die Staatsanwaltschaft, so der Rechtsanwalt Fischers, Johannes Riemann, gehe jedoch bisher fälschlicherweise davon aus, dass es sich bei dem Haus in der Bornheimer Landstraße 64 um ein besetztes Haus mit einer einzigen, großen Wohngemeinschaft „vom Keller bis zum Dachsparren“ gehandelt habe. Dies aber sei nicht der Fall gewesen. Die Wohnungen seien einzeln angemietet worden. Das werde er in Gesprächen mit dem ermittelnden Staatsanwalt belegen. Währenddessen erwägt die hessische CDU, im Landtag einen Untersuchungsausschuss zu Fischers Vergangenheit einzurichten. HEI/LKW

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