Bund soll bald für Preußen zahlen

Der Bund soll ab 2003 die milliardenteure Sanierung der Museumsinsel übernehmen. Das fordert die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die chronisch klamme Stadt muss allein in diesem Jahr 110 Millionen Mark für das Weltkulturerbe hinblättern

von RICHARD ROTHER

Das kulturelle Erbe Preußens soll nicht länger die leeren Kassen der Stadt belasten. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) hat die Bundesregierung aufgefordert, vom Jahr 2003 an die Kosten für die Sanierung der Museumsinsel komplett zu übernehmen. Mit dem derzeitigen, veralteten Finanzierungsmodell, bei dem sich der Bund und Berlin die Baukosten teilen, lasse sich das zum Weltkulturerbe der Unesco gehörende Ensemble nicht wie vorgesehen bis zum Jahr 2010 fertig stellen, sagte SPK-Präsident Klaus-Dieter Lehmann in einem Zeitungsinterview.

Lehmann kündigte an, dass trotz aller Schwierigkeiten große Teile des ruinösen Neuen Museums auf der Insel bereits 2006 wieder eröffnet werden können – zwei Jahre früher als geplant. Dies betreffe auch das zentrale Eingangsgebäude samt Medienzentrum sowie den im Krieg zerstörten dazugehörigen Quadranten. „Hier stehen die Aussichten sehr gut, dass wir schon 2006 statt 2008 öffnen.“ Voraussetzung sei jedoch eine neu geregelte Finanzierung in Alleinregie des Bundes. Berlin sei mit seinem 50-prozentigen Anteil an der über 2 Milliarden Mark teuren Masterplanung der Museumsinsel erkennbar überfordert. Die Stiftung habe bisher jedes Jahr fehlenden hohen Millionenbeträgen „nachjagen“ müssen. Im Juli war es zu einem Baustopp auf der Museumsinsel gekommen, weil der Senat Baumittel zu spät freigegeben hatte.

Die sechzehn Bundesländer, die sämtlich im Stiftungsrat vertreten sind, will Lehmann dauerhaft verpflichten, zu einem Viertel für die Betriebskosten der Stiftung aufzukommen. Einzelne Länder wie Schleswig-Holstein hatten hier einen möglichen Rückzug angedeutet.

Mit seinen Forderungen trifft Lehmann die Seelenlage der Stadt. Zuletzt hatte sich die von den Grünen nominierte Kultursenatorin Adrienne Goehler für eine zeitgemäße Fortschreibung des Hauptstadtkulturvertrages ausgesprochen. „Der ist ein bisschen mit der heißen Nadel gestrickt worden, über Zusatzvereinbarungen müssen wir verhandeln“, so Goehler. Die Überlegungen zur Übernahme der Investitionskosten auf der Museumsinsel würden die Gesamtsituation der Bundesförderung für Berlin verändern.

Vom Deutschen Gewerkschaftsbund DGB kommt zudem der Vorschlag, den voraussichtlich fast 3 Milliarden Mark betragenden Münzgewinn aus der Einführung der Euromünzen dafür zu verwenden. „Preußens Kulturerbe gehört allen, und Berlin hat nichts zu verschenken“, so DGB-Landeschef Dieter Scholz. Die unterlassenen Investitionen aus DDR-Zeiten könnten nicht der Stadt Berlin in Rechnung gestellt werden.

Allein die SPK-Kosten für dieses Jahr übersteigen nach Ansicht der CDU-Kulturexpertin Monika Grütters die Finanzkraft der Stadt bei weitem. Für den Betriebshaushalt aller Preußen-Einrichtungen würden rund 272 Millionen Mark benötigt und für die Baukosten 220 Millionen. Die Stadt muss davon 50 Prozent der Baukosten und 25 Prozent der Betriebskosten übernehmen.