„World Post“ von Huffington: Unter uns

Beim Weltwirtschaftsforum soll das neue Portal von Arianna Huffington und Nicolas Berggruen starten. Die „World Post“ will die Mächtigen vereinen – als Autoren.

Nur für erlauchte Kreise: Die Autorenschaft in der „World Post“. Bild: Jürgen W / photocase.com

Natürlich geht es Nicolas Berggruen nicht um Profit. Offiziell geht es ihm schließlich nie um Profit. Er ist schließlich ein Retter – von Karstadt und des Glaubens der Öffentlichkeit an den guten Milliardär. Der Anti-Dagobert-Duck: nicht böse, nicht geizig.

So will er es auch bei World Post halten, der neuen Nachrichten- und Kommentarseite, die während des am Mittwoch beginnenden Weltwirtschaftsforums in Davos gestartet werden soll. „Wenn es keinen Gewinn abwirft, werden wir es trotzdem unterstützen“, wird er vom Guardian zitiert. „Wir machen das nicht, um Geld zu scheffeln.“

Wir, das sind Berggruen und Arianna Huffington, Gründerin der Huffington Post und ebenfalls schwerreich, seit sie die HuffPost an AOL verkauft hat. Sie sieht es allerdings anders als Berggruen. „Es muss profitabel sein, um nachhaltig zu sein“, sagt Huffington. Die beiden werden über diesen Dissens wohl nicht in Streit geraten – genauso wenig wie bei der Auswahl der Autoren.

Berggruen karrt die Superreichen und ehemals Supermächtigen ran: Eric Schmidt zum Beispiel, Google-Chef und Mitglied im „Rat für das 21. Jahrhundert“, einer Untergruppe des Thinktanks Berggruen Institute of Governance. Oder Tony Blair, der nicht nur für die World Post schreiben soll, sondern natürlich auch einen Posten bei Berggruens Denkfabrik hat. Der ehemalige britische Premier sitzt im „Rat für die Zukunft Europas“.

Berggruen bringt Namen, Huffington Know-how

Gerhard Schröder ist übrigens in beiden Räten, wurde als potenzieller Autor aber noch nicht genannt. Kommt bestimmt noch. „Viele dieser Leute sind sehr sachkundig“, begründet Berggruen die Auswahl. Und man würde auf der Seite ja auch andere Stimmen hören, junge Stimmen.

Berggruen bringt also die Namen, Huffington das Know-how und die Reichweite in das Unternehmen World Post ein, an dem Berggruen die eine Hälfte und AOL die andere Hälfte der Anteile hält. Die Huffington Post ist mittlerweile in immerhin neun Ländern beziehungsweise Regionen aktiv. Auf die dortigen Journalisten will auch die World Post zurückgreifen, zudem sollen Korrespondenten aus Peking, Beirut und Kairo Geschichten liefern. Im Gegenzug soll die World Post das Ressort „World“ der US-amerikanischen HuffPost ersetzen.

Berggruen reiht sich ein in die Schlange der Reichen, die in Journalismus investieren. Amazon-Gründer Jeff Bezos kaufte im August 2013 die Washington Post, Ebay-Erfinder Pierre Omidyar rief zwei Monate später First Look Media ins Leben und gewann dafür den früheren Guardian-Journalisten Glenn Greenwald. Der hatte die Enthüllungen Edward Snowdens aufbereitet.

Doch anders als bei Bezos und Omidyar beschleicht einen bei Berggruen das Gefühl, dass sein Einsatz für den Journalismus nichts anderes ist als der Aufbau eines weiteren Kanals seines Berggruen-Instituts und seiner Thesen zu einer besseren Politik, von denen nicht wenige darauf hinauslaufen, doch bitte weniger Demokratie zu wagen. Die hat er kürzlich in seinem Buch „Klug regieren“ niedergeschrieben. Arianna Huffington scheint für diese Mission die optimale Partnerin: Sie sitzt auch in einem von Berggruens Räten, in dem „für das 21. Jahrhundert“.

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