Entzug von Pflegekind droht: Lesbisches Paar aus Utah wehrt sich
Ein Jugendrichter will den Frauen ihr Mädchen wegnehmen. Selbst Utahs Gouverneur Gary Herbert, ein Gegner der Homo-Ehe, kritisiert die Entscheidung.
LOS ANGELES afp | Ein lesbisches Ehepaar aus dem US-Bundesstaat Utah wehrt sich gegen die Entscheidung eines Jugendrichters, der den beiden Frauen ihre kleine Pflegetochter wegnehmen will. „Wir lieben sie und sie liebt uns, und wir haben nichts falsch gemacht“, sagte Beckie Peirce der Zeitung Salt Lake Tribune. „Laut dem Gesetz, so wie ich es verstehe, kann jedes rechtmäßig verheiratete Paar Kinder in Pflege nehmen und adoptieren“, fügte sie hinzu.
Peirce und ihre Ehefrau April Hoagland hatten das einjährige Mädchen vor drei Monaten in Pflege genommen und wollten es eigentlich adoptieren. Der Jugendrichter Scott Johansen behaupte aber, dass es Kindern bei heterosexuellen Eltern besser gehe, berichtete Hoagland. Ihren Angaben zufolge verwies er bei der Verhandlung auf angebliche Forschungsergebnisse, ohne aber nähere Angaben dazu zu machen.
Der Richter war am Donnerstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Eine Gerichtssprecherin bestätigte aber, dass in dem Fall eine Entscheidung getroffen worden sei.
Das Paar, bei dem auch die beiden Kinder von Peirce im Teenager-Alter leben, will nun Berufung gegen die Entscheidung einlegen. Die Frauen werfen dem Richter vor, ihnen das Kind aus religiöser Überzeugung wegnehmen zu wollen. „Er war nie bei uns zu Hause und hat nie Zeit mit dem Kind oder mit unseren anderen Kindern verbracht, er weiß also überhaupt nichts darüber“, sagte Peirce dem Fernsehsender KUTV.
Neben Schwulenrechtsgruppen kritisierte auch Utahs Gouverneur Gary Herbert, der eigentlich ein Gegner der Homo-Ehe ist, die Entscheidung. „Er findet das Gesetz vielleicht nicht gut, aber er muss sich daran halten“, sagte er über den Richter. Der Oberste Gerichtshof der USA hatte im Juni die gleichgeschlechtliche Ehe in allen Bundesstaaten für legal erklärt.
Leser*innenkommentare
dafürdagegen
@Kurt-Horst Dloch Hier große Töne spucken von wegen pauschaler Unschuldsvermutung aber selber in unreinster Bigotterie Schuldvermutungen streuen.
DR. ALFRED SCHWEINSTEIN
Es stellt sich die Frage, ob allein die Homosexualität des Paares für die Entscheidung ausschlaggebend war. Vermutlich wird es auch noch andere Homo-Paare in Utah geben, die Kinder haben und denen man sie nicht weggenommen hat. Das wäre erst zu prüfen, genau das bleibt der Artikel aber schuldig.
kleinalex
Nein, das ist Unsinn.
Die Frage ist, ob DIESER RICHTER die Entscheidung aus diesen oder jenen Gründen getroffen hat. Was für Gründe andere Richter für andere Entscheidungen hatten, spielt dabei keine Rolle.
Abgesehen davon ist die Situation der legalen Homo-Ehe dort viel zu neu, um schon in erwähnenswertem Umfang Urteile zum Adoptionsrecht produziert zu haben.
DR. ALFRED SCHWEINSTEIN
@kleinalex Fest steht, dass dieser Richter, wie alle anderen, über einen individuellen Fall zu entscheiden hatte. Pauschale Unschuldsvermutungen wären juristischer Wahnsinn.
DR. ALFRED SCHWEINSTEIN
@kleinalex Ich vermute, dass hier andere Gründe vorliegen.