LeserInnenbriefe
:

taz.die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin

briefe@taz.de | www.taz.de/zeitung

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Berater der Deutschen Bank

betr.: „Klimaforscher: Spekulation ist nicht entscheidend“, taz vom 2. 5. 17

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) behauptet, dass Spekulation sowie die Nutzung von Landflächen für die Produktion von Biosprit sich nicht entscheidend auf Weizenpreise auswirken. Diese Aussage des PIK verwundert nicht, denn der Leiter des PIK, Prof. Schellnhuber, ist Berater der Deutschen Bank. Außerdem ist Prof. Schellnhuber nicht nur Befürworter von Atomkraft „der neuen Generation“, sondern auch von BECCS, Biomasse + CCS (Carbon Capture and Storage). Die (zum Netzwerk des PIK gehörende) Kovorsitzende von Greenpeace International ist ebenfalls BECCS-Befürworterin. Ihre Aussage zu BECCS lautet: „Klar kann es Menschenrechtsverletzungen geben, […] aber haben wir eine Alternative?“ Besonders besorgniserregend ist, dass Prof. Schellnhuber nicht nur die Bundesregierung, die EU, die Weltbank und unglaublich viele andere Institutionen berät, sondern auch den Papst! REGINA RENSINK, Stadum

„Don’t whisper …“

betr.: „Im Land des Schweigens“, taz vom 8. 5. 17

Ein bewegender und berührender Gastkommentar von Avraham Burg zur Besatzungspolitik der israelischen Regierung (und deren Affront anlässlich des Besuches Gabriels in Israel), der für manche bagatellisierende und relativierende taz-Beiträge und taz-Kommentare entschädigt. „Don’t whisper in the presence of injustice!“ Avraham Burg war mir bisher kein Begriff. Die Recherche zeigt: Autor des Buchs „Hitler besiegen – Warum Israel sich endlich vom Holocaust lösen muss“ (2009). Ein Vertreter eines universellen und menschlicheren Judentums, dessen großes Vorbild Hannah Arendt ist und der mit berührender und poetischer Sprache für Humanität und Gerechtigkeit eintritt.

Die überzeugendsten und engagiertesten Kritiker der israelischen Palästinapolitik sind immer wieder jüdische Intellektuelle aus Israel. DIETER LEHMKUHL, Berlin

Miese Arbeitgebermentalität

betr.: „Im öffentlichen Unsicherheitsdienst“, taz vom 5. 5. 17

Milan Panek hat eine Verwaltungspraxis beschrieben, die ich als Personalratsmitglied im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) nur zu gut kennengelernt habe. Ende 2016 bin ich aus Altersgründen ausgeschieden. In der Zeit meiner Personalratstätigkeit zuerst im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und dann im BMJV mussten wir uns permanent mit der Problematik der sachgrundlosen befristeten Verträge rumschlagen. Das BMJV hat es auf die Spitze getrieben. Es verweigert selbst dann befristete Verträge mit Sachgrund, wenn Sachgründe für eine befristete Beschäftigung vorliegen, weil es befürchtet, dass die Person sich möglicherweise vor Gericht einklagt, weil der Sachgrund nicht vom Gericht anerkannt werden könnte und daraufhin Anspruch auf eine Festanstellung bestünde. Das ist miese Arbeitgebermentalität, die man von einem sozialdemokratisch geführten Haus nicht erwarten sollte.

Was ich an dem von Heiko Maas geführten Haus besonders kritisiere: Selbst den Auszubildenden, die ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, werden nur befristete Verträge angeboten, obwohl Planstellen vorhanden sind. Nach der Ausbildung verschafft sich das Ministerium also eine weitere unzulässige zusätzliche Probezeit – und hält die Betroffenen in ökonomischer und sozialer Unsicherheit.

Der Bundeskanzlerkandidat Martin Schulz hat den Stopp der sachgrundlosen Beschäftigungsverträge für den Fall seiner Wahl angekündigt. Herr Maas hat schon lange Gelegenheit, diese Forderung in die Praxis umzusetzen. JÜRGEN KARWELAT, Berlin

Abgesang eines Künstlers

betr.: „Heim ins Mannheim“, taz vom 10. 5. 17

Xavier Naidoo hat offensichtlich das chronische Bedürfnis, durch negative Schlagzeilen de facto unkritisch größtmögliche Aufmerksamkeit zu erregen. Wer aber ständig nur noch mit Dreck wirft, hat der Gesellschaft in Wirklichkeit nichts mehr zu sagen, geschweige denn zu geben. In diesem Sinne ist das Hasslied hoffentlich endlich der wohlverdiente Abgesang eines arg exzentrischen Künstlers. Und das Ende demokratischer Miss- und Unverständnisse aus Mannheim.

MATTHIAS BARTSCH, Lichtenau-Herbram

Reißerische Geschichten vom Wolf

betr.: „Pro Problemwolf“, taz vom 25. 4. 17

Ihr Autor Jost Maurin scheint in seiner Panikmache vor Wölfen immer wieder nachlegen zu müssen. Seine reißerische Geschichte „Das Märchen vom guten Wolf“ schaffte es sogar auf die taz-Titelseite. Er zitiert die Studie des Norwegischen Instituts für Naturforschung, dies allerdings unseriös. Die zitierten 446 getöteten Menschen im 20. Jahrhundert stammen zu 90 Prozent aus Indien, die wohl kaum auf Deutschland übertragbar sind. In den letzten 50 Jahren, die deutlich besser dokumentiert sind als die Zeit davor, gab es in ganz Europa 4 Fälle.

Herr Maurin zitiert auch immer wieder die „ökologisch orientierte Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft in Niedersachsen“, die mit Ökologie nur im Namen zu tun hat. Er versucht damit, deren Äußerungen nach dem Motto aufzuwerten: „Wenn das selbst jemand aus dem Bio-Anbauverband sagt …“. Ich empfinde diese Panikmache als peinlich.

HEINZ WERNER HERMANNS, Königswinter