Sky-Serie „Domina“: Rom, wie es intrigiert und meuchelt

Die Sky-Serie „Domina“ will historischen Stoff jung und divers aufbereiten. Das gelingt nur bedingt – ein paar Peitschenhiebe mehr hätten gutgetan.

Szene aus der Serie: Livia Drusilla (Kasia Smutniak) auf einem Pferd, begleitet von zwei Männern

Livia Drusilla (Kasia Smut­niak) behält bei allen Intrigen den Überblick Foto: Sky

Blutig geht es zu im alten Rom, reichlich gekotzt und gepisst wird auch, in freier Wildbahn und auf ansprechenden Latrinen, in und vor denen über Macht und Geld verhandelt wird, das bekanntlich nicht stinkt. Die Drastik, die das neue Sky-Antikenspektakel „Domina“ in die TV-Arena bringt, bleibt dabei merkwürdig aufgesetzt. Als müsse, da man sich Massenszenen gespart hat, das Kammerintrigenspiel aufgelockert werden: etwa durch den Sklaven, der den Auftrag erhält, mit einem hölzernen Prügel das Gesicht eines Gemeuchelten dauerhaft unerkennbar zu machen.

Gemordet wird eh viel; und man wird sagen müssen, dass hier im Gegensatz etwa zur heimischen Krimiproduktion auch mal mit Gründen abgestochen und vergiftet wird – politischen Gründen. „Domina“ spielt in der Epoche der sogenannten „Römischen Revolution“ (Ronald Syme), also der Zeit von Cäsars Machtergreifung bis zur Etablierung der Diktatur durch seinen Adoptivsohn Octavian, den späteren Augustus oder, wie er in der achtteiligen Serie genannt wird, schlicht Gaius.

Ebendiese Ära stand schon mal im Mittelpunkt des Interesses einer britischen – unsere Römerinnen und Römer sprechen zumeist Upper-Class-Akzent mit reichlich Fuck-you-Zusatz – TV-Serie: „Ich, Claudius, Kaiser und Gott“ (1976) war in ganz ähnlichen pastelligen Brauntönen gehalten. Und der Gegenspieler des Gaius-Augustus, der zeitweilige zweitmächtigste Mann im Staat und Kleopatra-Liebhaber Marcus Antonius (Liam Garrigan), gemahnt mit seinem hübsch-versoffenen Äußeren schon sehr an Richard Burton aus dem Klassiker „Kleo­patra“ (1963).

Nichts Neues also auf dem Forum, außer eben, dass mit Livia Drusilla, der dritten Frau des Gaius, die Übermutter aller römischen Tugenden, Intrigen und Giftmischereien in den Mittelpunkt gestellt wird, um über diese Identifikationsfigur ein Publikum jenseits der üblich-männlichen Sandalenfilm-Audience zu gewinnen.

Altrömisch-republikanische Werte

Bereitwillig lässt sich das sehr junge Powermädchen Livia von ihrem Vater verheiraten, wird von ihrem ersten Ehemann vergewaltigt, beginnt eine Affäre mit dem zeitweilig starken Mann Sextus Pompeius, lässt ihre Kinder zunächst zurück, um Gaius heiraten zu können, und ermordet später seinen Neffen, um ihrem Sohn Tiberius die Nachfolge zu sichern. Alles eigentlich, um altrömisch-republikanische Werte hochzuhalten, die ihr Vater, der mit den Cäsarmördern nach Philippi ging und sich nach der Niederlage very roman in sein Schwert stürzte, ihr als geistiges Erbe hinterlassen hat.

„Domina“, acht Episoden, seit 3. Juni bei Sky Ticket und Sky Q, linear wird sie bei Sky Atlantic ausgestrahlt

Livia wird, wie alle Hauptpersonen, ab der dritten Folgen altersgerecht neu besetzt. Während Nadia Parkes doch reichlich oft schlicht den sehr schönen Mund offenstehen lässt, um ihre Verwunderung über die Brutalowelt auszudrücken, in die sie hineingeraten ist, macht Kasia Smutniak ihre Sache ausdrucksstärker.

Schauspielerisch ist überhaupt dieses seriöse internatio­nale Niveau erreicht, das deutsche Produktionen („Barbaren“ auf Netflix etwa) so konsequent vermissen lassen. Und natürlich ist ein Plot, der wie blutig auch immer Politik, also Gespräche, Strategien und Interessen, in den Vordergrund rückt, grundsätzlich intelligenter als Abschlachtszenen aus Barbaristan, bei denen eh immer noch Stanley Kubrick („Spartacus“, 1960) und Ridley Scott („Gladiator“, 2000) die Maßstäbe setzen.

Und wo wir bei Spartacus sind: Autor Simon Burke hat noch eine weitere Andockfigur geschaffen, Livias Schwarze Sklavin Antigone (Melodie Wakivuamina/Colette Dalal Tchantcho), die in der ersten Folge vom Vater mit dem römischen Bürgerrecht versehen und zu Livias unentbehrlicher Ratgeberin und Giftmischerin wird.

Obwohl die Macherinnen (Regie Claire McCarthy und David Evans) also eine Menge treiben, um „Domina“ für ein junges und diverses Publikum attraktiv zu machen, funktioniert die Sache nicht so richtig, die Plotentwicklung ist schleppend, und zeitweise hängt man mehr bei Personeneinträgen auf Wikipedia rum, als die Serie zu gucken. Und da es sich ja aber um Unterhaltung drehen soll, ist das Urteil dann eben doch ganz altrömisch klar: Daumen runter.

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