Russlands Marine übt vor Irlands Küste: „Fischgründe oder Schießstand?“

Russlands Marine hält Anfang Februar eine Militärübung vor Irlands Küste ab. Das stößt der irischen Regierung auf – aber auch den Fischern.

Übersicht eines russischen Marineschiffes im Wasser

Russisches Marineschiff bei Übungen im Schwarzen Meer vor der Krim, 26. Januar 2022 Foto: Russian Defence Ministry Press/epa

DUBLIN taz | Die russische Marine will vor Irlands Küste Krieg proben. Anfang Februar soll eine Militärübung in der sogenannten exklusiven Wirtschaftszone vor der irischen Südwestküste stattfinden. Sie ist Teil eines mehrwöchigen Manövers, an dem 140 Kriegsschiffe und rund 10.000 Matrosen im Pazifik, im Mittelmeer und eben auch in der irischen 200-Meilen-Zone beteiligt sein werden.

Die irische Regierung ist davon nicht begeistert. Zwar sei man von Russland ordnungsgemäß informiert worden, räumte Irlands Außenminister Simon Coveney Anfang der Woche während einer Pressekonferenz ein. Aber die Übung sei „unter den derzeitigen Umständen unklug“.

Angesichts eines massiven russischen Truppenaufmarschs in der Nähe der Ukraine wird im Westen befürchtet, dass Russland einen Einmarsch in das Nachbarland planen könnte – was Moskau dementiert. Falls die Marineübung tatsächlich mit einer geplanten Invasion zusammenhänge, könne sie zwei Ziele verfolgen, glauben irische Militärexperten. Zum einen diene sie der Einschüchterung und soll der Nato zeigen, dass die russische Marine über Bewegungsfreiheit verfüge.

Zum anderen könnte die Nato bei einer Ukraine-Invasion versuchen, russische Schiffe einzuschließen. Deshalb verteile die Regierung in Moskau sie vorsichtshalber in internationalen Gewässern. Ein Erkundungsflugzeug der norwegischen Luftwaffe hat am Mittwoch fünf russische Kriegsschiffe an der norwegischen Nordküste mit Kurs auf Irland entdeckt.

Der „Stachelschwein-Meerbusen“ ist sensibles Gebiet

Der „Stachelschwein-Meerbusen“, wo die Übung stattfinden soll, ist ein sensibles Gebiet. Es verlaufen dort jede Menge Unterwasserkabel, die Europa mit Nordamerika verbinden. Sollten sie gekappt werden, hätte das verheerende wirtschaftliche Folgen. Es wäre „der perfekte Gegenschlag“ gegen ein militärisches Eingreifen der USA in der Ukraine, sagte ein irischer Militärexperte.

Für Irlands Fischer ist die Übung ebenfalls ein Ärgernis. Sie wollen sie deshalb stören. Patrick Murphy, der Geschäftsführer des Fischereiverbands, sagte der Irish Times am Dienstag, er befürworte nicht, dass ein Fischerboot ein Kriegsschiff in Angriff nehme. „Wir fahren dort hin, um zu fischen“, so Murphy. Er will, dass die Russen Abstand von den Fischerbooten halten – und nicht umgekehrt. Falls man aufgefordert werde, die Gegend zu verlassen, werde man das ablehnen. Er fragte: „Sind das denn Fischgründe oder ist das ein Schießstand?“

Der russische Botschafter Juri Filatow hatte die Fischer am Donnerstag zum Gespräch in die Botschaft in Dublin eingeladen. Medienberichten zufolge versicherte er den Fischern, dass diese von den russischen Schiffen nichts zu befürchten hätten.

Ob die Übung tatsächlich legal ist, steht allerdings keineswegs fest. „Eine Behinderung von Fischerbooten, die regelmäßig in einem bestimmten Gebiet operieren, könnte ein Verstoß gegen Irlands Recht innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone darstellen“, sagt Andrew Cottey, ein Experte für internationale Sicherheit an der Universität Cork.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.