Nachrichten zur Coronakrise: Lauterbach befürchtet Sommerwelle

Gesundheitsminister Lauterbach hat Sorge, dass die geplanten Lockerungen zu einer Coronawelle im Sommer führen. Österreich hebt fast alle Restriktionen auf.

Karl Lauterbach

Karl Lauterbach pocht darauf, die Pandemie weiterhin ernst zu nehmen Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Lauterbach warnt vor Coronawelle im Sommer

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat vor zu viel Sorglosigkeit bei der Corona-Entwicklung gewarnt und dringt weiterhin auf Schutzinstrumente. „Ich teile die Sorge vieler Wissenschaftler: Wir müssen mit einer Sommerwelle rechnen“, sagte der SPD-Politiker. Die Omikron- wie die Delta-Variante seien so infektiös, dass es selbst bei gutem Wetter durch viele Kontakte und nachlassendem Impfschutz wieder zu steigenden Infektionszahlen kommen könnte, wenn es gar keine Einschränkungen mehr gäbe.

Lauterbach betonte, die Länder müssten die Möglichkeit haben, früh auf kommende Wellen zu reagieren. Dazu gehörten Maskenpflichten und Kontaktbeschränkungen. „Es sollte möglich sein, Obergrenzen für private Treffen und öffentliche Veranstaltungen festzulegen sowie Zutrittsregeln etwa für die Gastronomie“ – also Zugang nur für Geimpfte und Genesene (2G) oder zusätzlich mit Test (2G plus).

Widerspruch bekam Lauterbach von der FDP, die auf ein weitgehendes Ende der Alltagsbeschränkungen pocht. „Wenn sich die Gefahrenlage entspannt, müssen auch Maßnahmen zurückgefahren werden“, sagte Justizminister Marco Buschmann (FDP). „Man kann nicht bloß präventiv auf Dauer millionenfach Grundrechte beschränken.“

Erst am Freitag waren weitere Beschränkungen gelockert worden – etwa für Gastronomie, Hotellerie, Clubs und Diskotheken. Nach einem von Bund und Ländern beschlossenen Lockerungsplan sollen zum 20. März „alle tiefgreifenderen“ Beschränkungen entfallen, wenn die Lage in den Kliniken es zulässt. (dpa)

Inzidenz steigt leicht

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Coronaneuinfektionen stieg derweil wiederholt leicht an. Der Wert lag laut Robert Koch-Institut (RKI) am Sonntagmorgen bei 1.231,1. Am Vortag hatte er 1.220,8 betragen. Der Wert beziffert die Zahl der Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner im Zeitraum von sieben Tagen. Binnen 24 Stunden wurden laut RKI 51 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert. Die Gesamtzahl der verzeichneten Coronatoten in Deutschland stieg damit auf 124.102. (afp)

Österreich hebt Beschränkungen weitestgehend auf
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Österreich hat seine Coronarestriktionen trotz weiterhin hoher Inzidenzraten weitgehend aufgehoben. Seit Samstag können die Menschen dort ohne Impf- oder Testnachweis Hotels, Gaststätten und Bars besuchen. Auch die allgemeine nächtliche Sperrstunde wurde aufgehoben. Bei Veranstaltungen entfallen die Besucher-Obergrenzen. Die Pflicht, eine FFP2-Maske zu tragen, ist nun unter anderem auf Krankenhäuser, öffentliche Verkehrsmittel und die Kundenbereiche lebensnotwendiger Geschäfte beschränkt.

Österreichs Regierung verfolgt ihre Lockerungspolitik, obwohl die Corona-Ampel derzeit in allen Bundesländern auf rot steht. Am Samstag wurden landesweit nach Angaben der Nachrichtenagentur APA mit über 31.000 Neuinfektionen mehr Fälle gemeldet, als im Schnitt der vergangenen sieben Tage. Noch am Mittwoch hatten die Behörden die zweithöchste Zahl an Neuinfektionen seit Pandemiebeginn gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag mit 2.273 Fällen auf 100.000 Einwohner fast doppelt so hoch wie in Deutschland.

Bereits vor zwei Wochen waren dennoch die Einreiseregeln gelockert worden. Für Besuche der Alpenrepublik gilt nun die 3G-Regel. Vorher reichte ein negativer Coronatest nicht aus.

Vor Österreich hatten schon andere europäische Länder ihre Restriktionen weitgehend gestrichen. In England lief Ende Februar mit der Aufhebung der Isolationspflicht bei einem positiven Coronatest die letzte Beschränkung wegen der Pandemie aus. Die Niederlande schafften einen Tag später den Corona-Gesundheitspass ab und hoben die Maskenpflicht weitgehend auf. In Island wurden die letzten Coronarestriktionen Ende Februar aufgehoben. (afp)

Pandemie als Gleichstellungsbremse

Die Coronapandemie stellt aus Gewerkschaftssicht auch die Gleichstellung der Geschlechter auf eine Bewährungsprobe. „Zwei Jahre Pandemie dürfen zu keinem Rollback der Errungenschaften in der Gleichstellung der Geschlechter führen“, warnte Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Studien zeigten, dass die eindeutige Hauptlast in der Pandemie von Frauen getragen werde, ergänzte Gröger. „Gerade in Zeiten, in denen Kitas und Schulen geschlossen waren, haben Mütter die Betreuungslücke um ein Vielfaches mehr aufgefangen als die Väter.“ So hätten in Haushalten mit einem Kind unter 14 Jahren rund 27 Prozent der Frauen, aber nur 16 Prozent der Männer im Kontext der anfallenden Kinderbetreuung ihre Arbeitszeit reduziert.

Bei dieser Aufteilung spielten nach wie vor auch finanzielle Abwägungen eine Rolle. Damit werde das eigentliche Problem benannt: Noch immer würden Frauen schlechter bezahlt, bei gleicher Qualifikation und gleicher Tätigkeit, als Männer. „Ein Missstand, der im Jahr 2022 nicht sein darf“, sagte der Gewerkschafter und verwies auf den Equal Pay Day am 7. März. (epd)

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