Pharmakonzerne Biontech: Die Aktionäre sollten sich gedulden

Erst Börsenhöhenflug, danach ging es bergab. Jetzt wartet der Mainzer Hersteller des Covid-Impfstoffs auf die Zulassung eines neuen Medikaments.

Das Biontech-Logo an der Firmenzentrale in Mainz

Bei Biontech forscht man derzeit an neuen medizinischen Verkaufsschlagern Foto: Wolfgang Rattay/Reuters

BERLIN taz | Die Adresse „An der Goldgrube“ verheißt als Unternehmenssitz beste Aussichten. Im Falle des Pharmaherstellers Biontech sind sie zumindest in den vergangenen Jahren wahr geworden. Der Impfstoff gegen das Coronavirus brachte den Mainzern Milliardengewinne ein. 9,4 Milliarden Euro waren es allein im vergangenen Jahr – mit lediglich einem Produkt.

An der Börse wurde Biontech da schon nicht mehr gefeiert. Denn das Ende der Pandemie zeichnete sich ab und damit auch ein sinkender Bedarf an Impfstoffen. Kostete ein Anteilsschein beim Börsengang an der New Yorker Nasdaq 2020 noch 76 Euro, erreichte der Kurs im November darauf den Rekordwert von 326 Euro. Danach ging es bergab. Aktuell pendelt die Aktie um die Marke von 100 Euro.

Die gerade veröffentlichten Quartalszahlen belegen den Abwärtstrend bei Umsatz und Gewinn. Gut 1,4 Milliarden Euro nahm das Unternehmen im ersten Halbjahr 2023 ein. Ein Jahr zuvor waren es noch 9,5 Milliarden Euro. Der Gewinn ging von 5,3 Milliarden Euro auf nur noch 311 Millionen Euro zurück. Analysten halten dennoch wieder steigende Aktienkurse für möglich.

Für den Optimismus gibt es einige gute Gründe. Denn die Impfstoffentwicklung war eigentlich nur ein Nebenprodukt der mRNA-Technologie, mit der Biontech hochwirksame Arzneien insbesondere für die Krebstherapie entwickelt. Das Unternehmen gilt als das derzeit innovativste Pharmaunternehmen Deutschlands und investiert massiv in Forschung und Entwicklung.

Doch bis neue Therapien zugelassen werden, vergehen viele Jahre. Nach Angaben des Verbands Pharmaverbandes VFA dauert dieser Prozess im Schnitt 13 Jahre und durchläuft mehrere Prozesse, noch bevor die eigentliche Erprobung in drei Phasen beginnt. In der ersten wird das Medikament an wenigen gesunden Menschen getestet. Dann folgt der Versuch mit wenigen Kranken. In der vorentscheidenden dritten Phase startet ein Test an vielen Patienten, das können je nach Produkt Tausende sein.

Erst wenn all diese Hürden überwunden werden, steht der Zulassungsprozess vor der Tür. Laut VFA schafft es nur eine von 10.000 erprobten Substanzen in die Apotheke.

Biontech hat eine Reihe an Arzneien auf den Weg gebracht. 26 davon sind derzeit in Phase 1, 11 in Phase 2. „Wir bringen unsere Onkologie-Pipeline in fortgeschrittene Entwicklungsphasen“, sagt Biontech-Gründer Uğur Şahin. Sind die Entwicklungen erfolgreich, eröffnen sich für Biontech umsatzstarke Geschäftsfelder, vom medizinischen Nutzen für den Menschen ganz zu schweigen. Die Aussichten für die Aktionäre sind also nicht schlecht. Geduld ist allerdings gefragt.

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