Corona und Gürtelrose: Schmerzhafte Nebenwirkung?

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Gürtelrose und Corona – oder den Corona-Impfungen? Me­di­zi­ne­r:in­nen beziehen Stellung.

Schattenriss: Hand mit Spritze und Oberarm

Stich oder nicht-Stich: Der Zusammenhang von Corona-Impfung und Gürtelrose ist kompliziert Foto: Hirschberger/dpa

BERLIN taz | Erst krabbelt es an einer kleinen Stelle an der Lippe, dann wird die Lippe dick, es bilden sich Bläschen. Verdammt, schon wieder Herpes. Lippenherpes ist schmerzhaft, sieht nicht schön aus und kommt immer wieder. Nicht wenige kennen das, 90 Prozent der Menschen hierzulande tragen dem Forschungsministerium das sogenannte Herpes-Simplex-Virus in sich. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass zwei Drittel aller Menschen auf der Welt mit dem Lippenherpes infiziert sind.

Ist man erst einmal mit einem der acht verschiedenen Herpesviren infiziert, bleibt das Virus ein Leben lang im Körper. Neben dem Virus, der Lippenherpes auslöst, gibt es Herpesviren, die Windpocken und Gürtelrose bewirken. Das klingt dramatischer, als es zunächst ist. Denn die Krankheiten brechen nicht in jedem Fall aus, ein gesundes Immunsystem kann das Virus über Jahre hinweg in Schach halten.

Das ändert sich mit zunehmendem Alter, wenn das Immunsystem schwächer wird. Dann befällt das Virus unter Umständen nicht nur die Lippe, sondern andere Körperteile, und das großflächig. Dann spricht man von einer Gürtelrose, in der Fachsprache Herpes Zoster. Und die ist nicht nur gefährlich, sondern vor allem sehr schmerzhaft.

Jedes Jahr treten in Deutschland laut Robert-Koch-Institut mehr als 300.000 Gürtelrosen auf, am häufigsten bei älteren Menschen. Daher können sich Menschen ab 60 gegen Gürtelrose impfen lassen. In den vergangenen Monaten indes häuften sich Fälle von Gürtelrosen, auch bei jüngeren Menschen – und es stand die Frage im Raum, ob es hier einen Zusammenhang mit Corona geben könnte.

Bei Geimpften verdoppelt

So berichteten Medizinjournale wie das Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology und das New England Journal of Medicine über gehäufte Herpes Zoster-Erkrankungen nach einer Corona-Impfung, insbesondere bei Menschen, die längst nicht im gefährlichen Gürtelrose-Alter sind.

Der Biologe und Medizinjournalist Thomas Müller schreibt auf der Website der Springer-Medizinredaktion, „dass geimpfte Personen ein erhöhtes Risiko für Herpes Zoster haben“, wie eine Datenanalyse zeige. Dafür hätten Wis­sen­schaft­le­r:in­nen Daten von mehr als 1 Millionen Menschen ausgewertet, die zum Zeitpunkt der Studie mindestens eine Covid-Impfung bekommen haben. Danach hätte sich die Gürtelroserate bei Geimpften innerhalb von zwei Monaten im Vergleich zu den Ungeimpften verdoppelt.

Schwaches Immunsystem

Die Me­di­zi­ne­r:in­nen wiesen allerdings darauf hin, dass die Inzidenz mit insgesamt 0,2 Prozent sehr niedrig sei und in keinem Verhältnis zum Nutzen einer Impfung stehe. Die Ärz­t:in­nen betonten ebenso, dass nicht die Impfung in jedem Fall ausschlaggebend für eine Gürtelrose sein muss, ebenso gut könnten andere Infektionen das Herpes-Virus aktivieren. Schließlich gaben auch Studien der University of California sowie das deutsche Paul-Ehrlich-Institut Entwarnung: Es gebe keine Anzeichen dafür, dass eine Corona-Impfung verstärkt Gürtelrosen auslöse.

Allerdings zeigt eine breit angelegte Studie in den USA, dass das Risiko für eine Herpes-Zoster-Erkrankung nach einer Covid-Infektion um 15 Prozent steige, insbesondere in den ersten sechs Monaten nach der Diagnose. Bei vielen Fällen zeigte sich die Gürtelrose jedoch schon eine Woche nach der Corona-Diagnose. Aber auch hier führten die Ärz­t:in­nen dies auf das geschwächte Immunsystem zurück.

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